Experte sieht die Verantwortung beim Triebwerkshersteller

Hamburger Abendblatt:

Welche Ursachen kann der Triebwerksschaden haben?

Heinrich Großbongardt:

Es kann sich um einen Materialfehler handeln. Es könnte aber auch ein Fehler der elektronischen Triebwerkssteuerung vorliegen, der dazu führt, dass die Luftströmung im Motor abreißt, was enorme Kräfte freisetzt. Es dürfte einen bis zwei Tage dauern, bis man zu einer ersten groben Einschätzung der Ursache kommt.

Wie gefährlich ist ein solcher Schaden?

Großbongardt:

Es ist nicht so, dass der Jet knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt wäre, er war zu jedem Zeitpunkt völlig unter Kontrolle der Piloten. Dies ist aber zweifellos ein ernster technischer Zwischenfall. Denn eigentlich darf es nicht vorkommen, dass Teile aus dem Motor austreten und das Flugzeug beschädigen. Es liegt in der Verantwortung des Triebwerksherstellers, das Aggregat so zu konstruieren, dass dies nicht geschieht.

Wie häufig kommt Triebwerksversagen im Weltluftverkehr vor?

Großbongardt:

Im Schnitt fällt ungefähr einmal in der Woche ein Triebwerk aus oder muss vorsorglich im Flug abgestellt werden. Ein Fehler wie der in Singapur tritt aber nur alle paar Jahre auf. Generell sind Flugzeugtriebwerke heute extrem zuverlässig, sonst dürfte man nicht routinemäßig mit zweistrahligen Maschinen über den Atlantik oder den Pazifik fliegen.

Welchen Ruf hat der A380 in der Branche im Hinblick auf die Verlässlichkeit?

Großbongardt:

Die Zuverlässigkeitswerte sind gut, man hört keine besonderen Klagen. Airbus hat sich bei diesem Typ schließlich sehr viel Mühe gegeben, nach den Lieferverzögerungen den Start in den Liniendienst so reibungslos wie möglich verlaufen zu lassen. Allerdings stand dieses Flugzeug aber auch besonders im Rampenlicht. Selbst wenn ein Reifen platzte, wurde dies breit berichtet.

Heinrich Großbongardt ist Luftfahrtexperte in Hamburg.