Ökologisch fragwürdige Importware in Kraftstoffen

Hamburg. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den weiterhin hohen Anteil von Palm- und Sojaöl in Diesel-Kraftstoffen kritisiert. Für die Herstellung dieser beigemischten Öle würden in Indonesien und Argentinien Urwälder gerodet und Plantagen angelegt, erklärte Greenpeace gestern in Hamburg. Deutsche Autofahrer seien auf diese Weise an der Vernichtung von Urwäldern beteiligt.

Herkömmlichem Diesel-Kraftstoff sind in Deutschland verpflichtend sieben Prozent Biosprit beigemischt. Greenpeace forderte deswegen, die von 2011 an hierzulande vorgeschriebenen Nachhaltigkeitskriterien für Biosprit nachzubessern.

Biodiesel von Aral und Shell enthält besonders viel Palm- und Sojaöl

Greenpeace ließ Dieselkraftstoff an 55 Tankstellen in sechs Bundesländern untersuchen. Danach enthält der dem Diesel beigemischte Biosprit im Schnitt 25 Prozent Sojadiesel und zehn Prozent Palmöldiesel. Der Rest des Biosprits stamme aus Raps.

Einen besonders hohen Anteil von Soja- und Palmöl ergaben die Tests laut Greenpeace bei Diesel von Aral und bei Shell. "Einheimische Rohstoffe sind teuer. Die Mineralölkonzerne greifen nach billiger Ware - die Vernichtung der Urwälder nehmen sie dabei wissentlich in Kauf", kritisierte die Waldexpertin von Greenpeace, Corinna Hölzel. Für Indonesien sei ein sofortiger Stopp der weiteren Vernichtung von Urwäldern in Plantagen notwendig. Dort werde in jeder Minute eine Regenwaldfläche so groß wie fünf Fußballfelder für Plantagen zerstört.

Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie betonte, Palm- und Sojaöl dürften ab 2011 nicht mehr von Regenwaldflächen kommen. Das wahre Problem seien die Nahrungsmittel- und die Kosmetikindustrie, für die es bislang keine verpflichtenden Nachhaltigkeitsregeln gebe, erklärte Geschäftsführer Elmar Baumann.

Vom kommenden Jahr an soll in Deutschland der Biosprit-Anteil im Benzin von fünf auf zehn Prozent steigen. Das hatte die Regierung vor einigen Tagen beschlossen. Sie will damit eine EU-Richtlinie umsetzen. Ebenfalls ab 2011 muss Biosprit ein Zertifikat über die nachhaltige Produktion haben.

Die Bundesregierung fördert die Nachfrage nach Agrosprit auch langfristig. Das kürzlich verabschiedete Energiekonzept der Regierung sieht vor, im Jahr 2050 insgesamt 85 Prozent des Kraftstoffes aus Agrosprit zu decken. Greenpeace fordert die Abschaffung der gesetzlich verpflichtenden Beimischungsquote und eine Nachbesserung der Nachhaltigkeitskriterien.