Inmitten einer Flut von Sparappellen an Firmenbelegschaften und der vielerorts wohlbekannten Beteuerung aus den Chefetagen, die Krise sei noch nicht überwunden, gibt es nun auch Hoffnungszeichen für die Arbeitnehmer: Immer mehr Firmen in der Metallindustrie ziehen die tariflich vereinbarte Lohnsteigerung vor, sogar Sonderzahlungen soll es geben. Dabei ist es kein Zufall, aus welcher Branche diese Signale kommen: Gerade die Automobilindustrie und ihre Zulieferer haben in den zurückliegenden zwei, drei Jahren immense Geschäftsschwankungen erlebt.

Die Nachrichten über vorgezogene Gehaltserhöhungen und Erfolgsbeteiligungen sind aber auch ein Beleg für eine neue Flexibilität in der Tariflandschaft. Sie zeigen zudem, dass diese Beweglichkeit nicht immer nur zulasten der Arbeitnehmer gehen muss - und das ist ein ermutigendes Signal.

Doch man sollte darüber nicht vergessen, dass dieses Entgegenkommen auch als Gegenleistung für die praktisch flächendeckende Arbeitsverdichtung verstanden werden kann. Denn es gibt wohl wenige Betriebe der privaten Wirtschaft, für die das nicht gilt: Tendenziell immer weniger Beschäftigte müssen ein gleichbleibendes oder sogar wachsendes Pensum abarbeiten.

Und eines zeichnet sich schon ab - die nächsten Tarifverhandlungen werden angesichts des Wirtschaftsaufschwungs nicht bequem für die Arbeitgeber. Ein Argument, das die Unternehmensverbände sicher ins Feld führen werden, wird man aufseiten der Gewerkschaften wohl nicht hören wollen: Auch die nächste Krise kommt bestimmt. Dann muss sich die Flexibilität aufs Neue beweisen. Allerdings in die andere Richtung.