Daimler, MAN, Bayer, BASF und die Lufthansa legen gute Zahlen vor. Und sie dürften 2011 noch besser werden. DAX auf 6800 Punkten?

Hamburg. Die großen deutschen Unternehmen lassen die Krise in rasantem Tempo hinter sich - und das zeigt sich immer deutlicher in den Geschäftszahlen. Fünf Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) legten gestern die Berichte für die ersten neun Monate des Jahres 2010 vor, alle fünf steigerten den operativen Gewinn deutlich und zeigten sich optimistisch für das Gesamtjahr.

Doch auch im nächsten Jahr könnte es weiter aufwärtsgehen. "Wenn sich die Erholung der Weltwirtschaft fortsetzt, wovon wir ausgehen, ist für die exportorientierten Unternehmen noch mehr drin", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Haspa. Denn im internationalen Vergleich hätten deutsche Konzerne sehr gute Voraussetzungen, von dem Aufschwung in vollem Umfang zu profitieren: "Sie haben sich in der Krise zwar schlanker gemacht, haben aber dank der Kurzarbeitsregelung weitgehend an ihrem Personal festgehalten."

In diesem Jahr klettern die Ergebnisse der Dax-Titel um 60 Prozent

Allerdings lassen sich die beeindruckenden Gewinnsteigerungen dieses Jahres nach Auffassung von Intelmann nicht wiederholen: "Aktuell sehen wir Ergebnisverbesserungen bei Dax-Titeln von rund 60 Prozent, aber das ist ein Aufstieg aus einem tiefen Tal. Für 2011 rechnen wir nur noch mit einem Plus von etwa zehn Prozent."

Daimler-Chef Dieter Zetsche erwartet jedenfalls, dass hochpreisige Mercedes-Autos weiter sehr gefragt sein werden - nicht zuletzt bei wohlhabenden Chinesen. Für 2010 veranschlagt Zetsche den operativen Gewinn inzwischen auf mehr als sieben Milliarden Euro. Das ist gut dreimal so viel, wie man sich in Stuttgart noch zu Jahresbeginn zugetraut hatte.

Der Münchner Lastwagen- und Maschinenbauer MAN hob nach einem unerwartet starken dritten Quartal die Jahresprognose ebenfalls an. Nun soll es einen Umsatzzuwachs um 20 Prozent auf 15 Milliarden Euro und eine Verdoppelung des operativen Gewinns auf gut eine Milliarde Euro geben.

Die Aktienkurse von drei Konzernen sinken trotz guter Quartalsberichte

Die steigende Nachfrage nach Chemikalien und Kunststoffen aus der Industrie sorgt bei den deutschen Chemiekonzernen bereits wieder für eine Anlagenauslastung wie in den Zeiten vor der Krise. So stellte BASF-Chef Jürgen Hambrecht den Anlegern eine Dividendenerhöhung in Aussicht, nachdem er für 2011 mit weiter "robustem" Wachstum rechnet.

Der Leverkusener Konkurrent Bayer musste zwar fast 400 Millionen Euro für drohende Entschädigungszahlungen wegen eines Genreisskandals in den USA aus dem Jahr 2006 zurücklegen, konnte aber den um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn stärker steigern als am Markt erwartet.

Die Lufthansa rechnet dank der Rückkehr der Geschäftsreisenden für 2010 mit einem operativen Gewinn von mehr als 800 Millionen Euro, 2011 soll noch besser werden. Vor diesem Hintergrund werde der Kranichkonzern für das laufende Jahr voraussichtlich wieder eine Dividende ausschütten, nachdem die Aktionäre 2009 leer ausgegangen waren.

Paradoxerweise schoben gestern allerdings nicht die fünf Unternehmen, die ihre Zahlen vorgelegt hatten, den Dax an - Aktien von Bayer, Daimler und MAN gaben sogar nach. "Entweder waren die Flüsterschätzungen am Markt vorher noch höher, oder die Anleger haben Gewinne mitgenommen", sagt Intelmann. Insgesamt erwartet er bis Jahresende jedoch einen Anstieg des Dax bis auf 6700 oder 6800 Punkte.

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