Laut einer Umfrage stellt jedes neunte Unternehmen wieder ein. Auftragslage deutlich besser

Hamburg. Die Stimmung in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie bessert sich. Erstmals seit dem Sommer 2008 sprechen 35 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage - mehr als doppelt so viele wie noch im vergangenen Jahr. Nur noch fünf Prozent statt zuvor 26 Prozent stufen ihre Lage dagegen als schlecht ein. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, an der sich 107 von 255 Firmen des Verbandes mit insgesamt mehr als 62 000 Beschäftigten beteiligt haben. "Wir kommen aus dem Keller und sehen wieder Tageslicht", sagte der Präsident des Verbandes, Ingo Kramer, gestern in Hamburg.

Die Folgen der Krise sind noch nicht komplett überwunden

Immerhin erwartet derzeit mehr als jedes vierte Unternehmen eine weitere Verbesserung seiner Lage, knapp jede dritte Firma geht von steigenden Auftragseingängen aus. Nordmetall repräsentiert Firmen in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem nordwestlichen Niedersachsen. Allerdings sind die Folgen der Wirtschaftskrise noch nicht ganz verdaut. So ist die Fertigung in den Betrieben derzeit zu 85 Prozent ausgelastet. Damit fehlen bis zur durchschnittlichen Auslastung noch drei Prozentpunkte. "Bei 88 Prozent können die Firmen gut leben", sagte Kramer. "Wir rechnen nun damit, dass das Vorkrisenniveau 2013 wieder erreicht sein könnte." Besonders gut entwickle sich der Maschinenbau. "Der Schiffbau dagegen wird das alte Niveau nicht mehr erreichen", so der Nordmetall-Chef. Hintergrund: Die Werften stehen in Konkurrenz mit Asien und stellen sich derzeit auf den Bau von Spezialschiffen um.

Der Optimismus der Firmen wirkt sich auch bei den Arbeitsplätzen aus. So gibt es zwar derzeit mit 105 000 noch 6,7 Prozent weniger Jobs als vor der Krise. Doch der Rückgang ist damit deutlich geringer als der Einbruch der Produktion, der 2009 noch bei mehr als 23 Prozent lag. "Die Firmen haben die geschulten Mitarbeiter gehalten und konnten deshalb rasch auf die anziehende Nachfrage reagieren", sagte Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Thomas Klischan.

Kurzarbeit spielt in der Branche kaum noch eine Rolle

Nach der Herbstumfrage wollen jetzt 85 Prozent der Firmen ihre Belegschaften mindestens stabil halten, mehr als zwölf Prozent davon stellen sogar ein. Zum Vergleich: Im vergangenen Herbst suchten nur zwei Prozent neue Mitarbeiter. Auch das Thema Kurzarbeit spielt in der Branche eine immer geringere Rolle. So sank bundesweit ihre Zahl seit dem Höhepunkt im April 2009 von 950 400 auf geschätzte 175 000 im August. "Diesen Trend können wir für den Norden bestätigen", so Kramer. "Neue Anmeldungen gibt es so gut wie keine mehr."