Paris/München. Der französische Siemens-Konkurrent Alstom hat im Kampf um den Großauftrag für zehn neue Kanaltunnelzüge Klage eingereicht. Mit dem gestern angekündigten Gang vor Gericht will der Konzern verhindern, dass der Münchner Erzrivale das Geschäft an Land zieht. Die Bahngesellschaft Eurostar hatte vor zwei Wochen angekündigt, den Auftrag für neue Züge im Wert von rund 600 Millionen Euro an Siemens vergeben zu wollen. Die Züge für je 900 Passagiere sollen die bestehende Flotte ergänzen und bis zu 320 Kilometer pro Stunde schnell sein.

In der Pariser Regierung und beim ehemals staatlichen Alstom-Konzern herrscht seitdem helle Aufregung. Für die französische Industrie geht es nicht nur um den Millionenauftrag, sondern auch um die Ehre. Alstom bemängelt, dass der von Siemens angebotene ICE die Sicherheitsanforderungen im Kanaltunnel nicht erfülle. Mit dieser Argumentation zieht Alstom in London vor Gericht. Bereits die Ausschreibung sei rechtswidrig gewesen, weil es um Züge gegangen sei, die die 50 Kilometer langen Röhren nach geltenden Bestimmungen nicht durchfahren dürften. Auch die Franzosen haben einen Zug angeboten, der einen Teil der derzeitigen Sicherheitsbestimmungen nicht erfüllt. Die Anforderungen werden allerdings laut der Bahngesellschaft Eurostar derzeit überarbeitet.