Nur in Berlin und einigen ostdeutschen Ländern ist der Ruf der Institute laut einer Studie noch schlechter

Hamburg. Das Ergebnis dürfte Hamburgs Geldinstituten nicht schmecken. Laut einer Studie von TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank ist der Mittelstand in der Stadt im westdeutschen Vergleich am unzufriedensten mit seinen Banken. Nur 33 Prozent der befragten Firmen gaben an, sehr zufrieden zu sein. Hamburg liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von 38 Prozent (siehe Grafik).

Das Vertrauen in die Branche ist insgesamt gesunken

63 Prozent der befragten Hamburger Firmen geben zudem an, dass ihr Vertrauen in die Banken insgesamt gesunken sei. Im Bundesdurchschnitt sagten dies nur 61 Prozent der Befragten. TNT Infratest hat für die Studie mit dem Titel "Der Mittelstand und seine Banken" bundesweit 4001 Unternehmen mit einem Umsatz von 2,5 Millionen bis mehr als 100 Millionen Euro interviewt, davon 128 in Hamburg.

Kaum Schaden genommen hat hingegen das Vertrauen in die eigene Hausbank oder Sparkasse. Drei Viertel der Mittelständler nannten das Verhältnis zu diesen Instituten trotz der internationalen Finanzkrise als unverändert. "Das Hausbankenprinzip hat sich in der Krise bewährt - das ist eine gute Nachricht", sagte Uwe Borges, verantwortlich für das Firmenkundengeschäft der Commerzbank in Hamburg und Schleswig-Holstein. "Allerdings muss uns Banken die nur durchschnittliche Zufriedenheit der Befragten mit ihren Instituten zu denken geben."

Gute Konditionen spielen für Unternehmen eine maßgebliche Rolle

43 Prozent der Hamburger Firmen beklagten auch, dass es schwieriger geworden sei, an Kredite zu kommen. Dass gekürzte Kreditlinien für Unzufriedenheit bei der Kundschaft sorgen, ist nicht weiter erstaunlich. "Aber positive Kreditentscheidungen wirken sich in der Umfrage nur geringfügig aus, entscheidender sind vielmehr Service und Beratung", so Borges. Für 70 Prozent der Befragten werden diese beiden Faktoren laut der Studie in Zukunft noch wichtiger sein als heute.

Bei Bankgebühren und Konditionen mahnt der Mittelstand in Hamburg eine größere Verhandlungsbereitschaft der Banken an. 59 Prozent der Befragten fordern zudem, dass die Finanzinstitute die Geschäftsbeziehung nicht allein vom kurzfristigen Erfolg eines Unternehmens abhängig machen und auch in schwierigen Zeiten zu ihm stehen sollten. "Die Krise hat sich bei einigen Unternehmen als echter Prüfstein für die Bankbeziehung erwiesen", so Borges. "Die Branche muss in Zukunft mehr zeigen, dass sie mit den Kunden durch dick und dünn geht."

Vom Staat fordern die Mittelständler eine steuerliche Entlastung sowie mehr Bürgschafts- und Kreditprogramme der Förderbanken. Doch die Firmen üben auch Selbstkritik. Ein gutes Rating und eine höhere Eigenkapitalquote zu erreichen sind die Ziele des Hamburger Mittelstands.

46 Prozent der Befragten wollen sich grundsätzlich in Finanzfragen weiterbilden, weitere 35 Prozent über alternative Finanzierungsfragen informieren. Viele Firmen räumen aber auch ein, sich gegenüber ihren Kreditgebern stärker öffnen zu müssen. Borges: "Der Mittelstand will künftig nicht nur blanke Zahlen liefern, sondern Finanzierungsziele klarer benennen und Probleme frühzeitig ansprechen."