Staatsanwaltschaft Hamburg beschäftigt sich jetzt mit dem Fall eines möglichen Datenmissbrauchs

Hamburg. Die Hamburger Firma Easycash Loyalty Solutions (ELS) ist jetzt in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Das Unternehmen betreut bis zu 14 Millionen Kundenkarten und steht unter dem Verdacht, unberechtigt personenbezogene Daten verarbeitet zu haben, um das Einkaufsverhalten von Kunden auszuforschen und diese Daten dem Handel anzubieten.

"Wir haben gestern ein Ermittlungsverfahren gegen die Firma wegen Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz eingeleitet", bestätigte Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg. Zuvor hatte bereits Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar ELS überprüft, war aber an der fe hlenden Auskunftsbereitschaft des Unternehmens gescheitert. "Da die Firma ihrer Auskunftspflicht nicht fristgerecht nachgekommen ist, haben wir den Fall jetzt an die Staatsanwaltschaft Hamburg abgegeben", sagte Caspar dem Abendblatt. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Da es ein laufendes Verfahren sei, könne man nichts sagen.

Die Firma hatte in einer Firmenpräsentation für die Erstellung von Zahlungsverkehrsanalysen durch die Verknüpfung von EC-Kartendaten und personenbezogenen Daten von Kundenkarten geworben. Die Muttergesellschaft von ELS ist Easycash in Ratingen (Nordrhein-Westfalen), die für den Handel den kartengestützten bargeldlosen Zahlungsverkehr abwickelt und über solche Daten verfügt. Bei Kontrollen war festgestellt worden, dass das Ratinger Unternehmen rechtswidrig Daten über EC-Kartenzahlungen an ELS übermittelt hatte. Deshalb haben auch bereits Nordrhein-Westfalens Datenschützer Strafanzeige gegen Easycash gestellt. "ELS hat, wie Informationen aus NRW nahelegen, vermutlich mindestens in einem Fall unverschlüsselte Daten von EC-Karten erhalten", sagte Caspar dem Abendblatt. "Der Anfangsverdacht hat sich erhärtet, dass ELS diese Daten auch genutzt hat, um sie mit den Daten von Kundenkarten abzugleichen." Denn ein solches Geschäftsmodell habe in dem Unternehmen existiert. ELS hatte selbst eingeräumt, in der Vergangenheit die Nutzung und den Vergleich von Kundendaten erwogen zu haben.

Verbraucherschützer warnen unterdessen vor der Nutzung von Kundenkarten, da der Datenschutz nicht gewährleistet sei.