Die Hansestadt verliert abermals ein Medienunternehmen

Hamburg. Wieder verlässt ein Hamburger Medienunternehmen die Stadt Richtung Berlin. Nach der Redaktion der Deutschen Presse-Agentur, der "Bild"-Zeitung, dem Verband der Musikwirtschaft und dem Musikunternehmen Universal Music zieht im Sommer 2011 das traditionsreiche Klassiklabel Deutsche Grammophon von der Alster an die Spree. Ursprünglich war der Umzug schon für 2002, gemeinsam mit der Konzernmutter Universal Music, geplant. Doch dem konnte sich die Geschäftsführung erfolgreich widersetzen. Die Universal-Geschäftsleitung hatte damals noch keinen direkten Zugriff auf die Deutsche Grammophon.

Das hat sich geändert. Nun sitzt Universal-Music-Chef Frank Briegmann selbst in der Geschäftsführung der Klassiktochter. Er begründet den Umzug damit, dass er "eine engere Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus herstellen" wolle, von der er sich "viele Synergien" verspreche. Einen Seitenhieb auf die Hansestadt, die nach Angaben der Kulturbehörde vorab nicht über den Umzug informiert wurde, kann er sich nicht verkneifen: "Auf der künstlerischen Ebene ist Berlin in der Musik bedeutender als Hamburg." Offenbar wird der Umzug durch Subventionen des Berliner Senats versüßt. Man habe "normale Fördermittel" beantragt, sagt der Universal-Chef.

Betroffen von dem Umzug sind nach Angaben Briegmanns 45 Arbeitsplätze. Fast jedem Mitarbeiter wolle er ein Umzugsangebot unterbreiten. Wie groß die Umzugsbereitschaft der Belegschaft ist, sagt er nicht. Die Deutsche Grammophon, die Musik von Stars wie Claudio Abbado, Alfred Brendel, Anne-Sophie Mutter veröffentlicht, gilt als Marktführer unter den Klassiklabels. Ihr Jahresumsatz liegt weltweit bei 60 Millionen Euro. Bereits seit 1956 hat die 1898 gegründete Deutsche Grammophon ihren Sitz in Hamburg. Noch residiert sie am Baumwall.