Binnenmarktkommissar will die Marktmacht der großen vier Gesellschaften aufbrechen

Brüssel. Nach den Banken und Ratingagenturen plant die EU-Kommission nun auch für Wirtschaftsprüfer drastische Reformen. Spätestens im nächsten Jahr sollen dazu konkrete Gesetzesvorschläge vorgelegt werden, kündigte Binnenmarktkommissar Michel Barnier gestern sein Vorhaben an. "Nur sehr wenige sahen die Finanzkrise aufziehen, und die Prüfer waren nicht darunter." Barnier will das Quasi-Monopol der vier wichtigsten Prüfungsgesellschaften brechen und die Auftragsvergabe grundsätzlich verändern.

Der Markt wird derzeit von den "großen Vier" - KPMG, PwC, Ernst Young und Deloitte Touche - beherrscht. Sie prüfen rund 70 Prozent der europäischen Unternehmen, in Großbritannien sind es 99 Prozent.

Was den Kommissar besonders stört: Die Wirtschaftsprüfer prüfen nicht nur ihre Kunden, sondern beraten sie auch. Und die Kunden bezahlen diejenigen, die sie prüfen, oft über Jahrzehnte. "Ist eine vollständige Unabhängigkeit unter diesen Umständen möglich?" fragte Barnier bei der Vorstellung des Grünbuches. Eine seiner Ideen sei daher, die Aufträge künftig von einer Behörde zu vergeben und von ihr auch die Honorare festlegen zu lassen.

Ein weiteres Risiko sei die Größe der vier Marktführer: "Würde eine dieser Gesellschaften zusammenbrechen, würde dies den Zugang zu relevanten Finanzinformationen großer Unternehmen unterbrechen und das Vertrauen der Anleger beschädigen", heißt es im Grünbuch. Die "großen Vier" unterbieten sich zudem gegenseitig mit Dumpingpreisen.