Klaus-Michael Kühne steigerte sein Vermögen um 900 Millionen Euro. Auch Hamburger Familien sind unter den zehn Superreichen

Hamburg. Der Aufsteiger des Jahres ist ein gebürtiger Hamburger: Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, vor 35 Jahren in die Schweiz ausgewandert, hat sich auf der Liste der deutschen Milliardäre am stärksten hochgearbeitet. Laut der jährlichen Aufstellung des "Manager Magazins" konnte Kühne sein Vermögen in den vergangenen zwölf Monaten um 900 Millionen auf vier Milliarden Euro mehren - dank seiner Beteiligungen an der Schweizer Spedition Kühne & Nagel und der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd. Beide Unternehmen verdienten im Aufschwung wieder gut und wurden deshalb höher bewertet. Damit ist Kühne einer von 103 deutschen Milliardären, im Jahr 2009 wurden nur 99 gezählt. Und trotzdem: Vier Milliarden Euro, das reicht gerade mal für Platz 21 der Superreichen.

Auf den Spitzenplätzen behaupten sich immer noch unangefochten die Erfinder des Lebensmitteldiscounts, die Aldi-Inhaber. Mit einem kleinen Unterschied zum Vorjahr: Das 16-Milliarden-Euro-Vermögen des Theo Albrecht ist nach dessen Tod im Juli in den Besitz seiner Söhne Berthold und Theo Albrecht junior übergegangen. Diese zählen damit zu den größten Verlierern des Rankings - nach den Berechnungen des Magazins sind die Werte der Albrecht-Söhne im Vergleich zum Vorjahr um etwa 750 Millionen Euro geschrumpft. Der Grund: Aldi verliert in Deutschland Marktanteile, die Erlöse sind 2009 deutlich gesunken - auch wegen der anhaltenden Preiskämpfe im Lebensmitteleinzelhandel. Hohe Verluste fuhren auch die Porsche-Dynastie mit minus 500 Millionen Euro sowie die Familie Schlecker mit ihrer gleichnamigen, bei Umsätzen und der Filialzahl schrumpfenden Drogeriemarktkette ein.

Unter den zehn Spitzenplätzen sind neben der Lebensmittelbranche auch Hamburger Unternehmer überproportional häufig vertreten. Die Familie von Werner Otto, Gründer des Versandhandelsimperiums in Bramfeld, verteidigt ihren vierten Platz und konnte den Schätzungen zufolge ihr Vermögen sogar von 8,15 Milliarden Euro auf 8,5 Milliarden Euro steigern. Umsatztreiber ist neben dem boomenden Onlinehandel vor allem das Geschäft mit deutschen Kunden. Auch neue Vertriebswege über Tablet-PCs wie das iPad und über Smartphones sorgen für Umsatzzuwächse. Auf Rang neun der deutschen Milliardäre befindet sich ebenso wie im Vorjahr das Hamburger Geschwisterpaar Günter und Daniela Herz, die 2003 bei Tchibo ausgestiegenen Kinder von Unternehmensgründer Max Herz. Sie konnten den Wert ihres umfangreichen Immobilienbesitzes und des Germanischen Lloyds mit sechs Milliarden Euro auf Vorjahresniveau halten. Die Brüder Michael und Wolfgang Herz, denen Tchibo und die Mehrheit an Beiersdorf gehören, sind mit 3,9 Milliarden Euro abgeschlagen auf Platz 24 gelandet.

Insgesamt ist der Wert der 100 größten deutschen Vermögen trotz Wirtschaftskrise sogar um 0,6 Prozent auf 287,35 Milliarden Euro gestiegen. Zum Vergleich: Die Summe würde ausreichen, rund 90 Prozent des gesamten Bundeshaushalts von 320 Milliarden Euro für das laufende Jahr zu decken. Das addierte Vermögen der reichsten 300 Deutschen stieg von 393 auf 401 Milliarden Euro, jenes der Top 500 von 446 auf 455 Milliarden Euro.

Bei allen Vermögensangaben handelt es sich um Schätzungen nach Recherchen in Archiven, Registern, bei Bankmanagern und Anwälten. Den Angaben nach wurden die Vermögenswerte eher konservativ bewertet, Aktienkapital nach den Kursen von Anfang September und nicht börsennotierte Unternehmen nach Umsatz, Profitabilität und Marktstellung. Auch Grundbesitz, Kunstsammlungen und Stiftungen gingen in die Schätzungen ein.