Hamburg/Essen. Bei der Razzia, mit der die Staatsanwaltschaften Bochum und Köln vergangene Woche Licht in Immobiliengeschäfte des Bauunternehmers Josef Esch bringen wollten, haben die Fahnder nach einem "Spiegel"-Bericht auch die Essener Arcandor-Zentrale durchsucht. Rund 20 Beamte hätten gezielt nach den Unterlagen eines Buchhalters gesucht, der als Zeuge in dem Verfahren gelte. Der Mann habe die Abrechnungen einiger verdächtiger Immobiliengeschäfte zwischen Esch und der Arcandor-Vorgängerin KarstadtQuelle betreut.

Bei ihrer Suche stießen die Ermittler offenbar auf rund ein Dutzend Ordner mit Papieren, die selbst dem Verwalter der zwischenzeitlich insolventen Arcandor nicht bekannt waren. Die Ordner seien zusammen mit Computerdaten, die bei einer früheren Durchsuchung beschlagnahmt worden waren, in zwei Räumen der Zentrale versiegelt worden. Laut Ermittlungsakten sei es bei der Razzia um fünf Kaufhäuser in Potsdam, Leipzig, Karlsruhe, München und Wiesbaden gegangen, schreibt das Blatt. Es bestehe der Verdacht, dass das Konzernmanagement die Objekte zunächst zu einem Preis an Esch verkauft habe, der "teilweise erheblich unter den tatsächlichen Verkehrswerten" gelegen habe. Später habe Karstadt sie überteuert zurückgemietet. Rund 260 Ermittler hatten am Donnerstag bereits Geschäfts- und Privaträume durchsucht, darunter das Büro und Wohnhaus von Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Es besteht der Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit dem Niedergang des Arcandor-Konzerns.