Konjunkturerholung bringt Entspannung bei Insolvenzen , aber noch keine Trendwende. Zahl der privaten Überschuldung könnte steigen.

Berlin. Der A ufschwung in Deutschland drückt die Zahl der Firmenpleiten . Im Juli meldeten 2760 Unternehmen Insolvenz an - 9,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das war der stärkste Rückgang seit Mai 2008 und der zweite in Folge, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. "Die kräftige Konjunkturerholung hat deutlich zur Entspannung beigetragen", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID), Daniel Bergner. Eine Trendwende sei aber noch nicht erreicht.

Von Januar bis Juli lag die Zahl der Firmenpleiten mit 19.228 noch um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet 2010 mit 34.000 bis 36.000 Insolvenzen, nachdem es im Krisenjahr 2009 einen Anstieg von knapp zwölf Prozent auf rund 33.000 gegeben hatte. "Gefährdet sind vor allem kleine und mittlere Betriebe mit geringer Kapitalausstattung", sagte Bergner. "Denen geht schnell die Puste aus, wenn ein paar Aufträge wegfallen." Ihnen fehle zudem Geld, um im Aufschwung zu investieren und von der steigenden Nachfrage zu profitieren.

Die Zahl der Privatinsolvenzen könnte auf ein neues Rekordniveau steigen

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ging zurück. Sie sank im Juli um 2,3 Prozent auf 9344. In den ersten sieben Monaten gab es aber einen deutlichen Anstieg von 9,3 Prozent auf 63.208. "Das liegt vor allem daran, dass dieses Instrument zur Entschuldung immer bekannter wird", sagte Creditreform-Experte Michael Bretz. Mehr als sechs Millionen Deutsche gelten als überschuldet, weil sie mit den laufenden Einnahmen ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Creditreform erwartet für dieses Jahr bis zu 120.000 Privatinsolvenzen - das wäre ein neuer Negativrekord. 2009 gab es rund 100.900 Fälle.