Der ökonomische Vormarsch der Chinesen ist nicht zu stoppen. Das Milliardenvolk verdrängt in diesem Jahr nicht nur die Japaner als zweitstärkste Wirtschaftsmacht nach den USA, sondern luchst zudem Deutschland den Titel als Exportweltmeister ab. Nun trumpfen die Asiaten auch noch in Europa als Retter in der Not auf. China bietet dem angeschlagenen Griechenland Finanzhilfen an, damit die Hellenen ihre Krise besser überwinden können. Die Chinesen füllen damit eine Lücke, die eigentlich die Länder der Europäischen Gemeinschaft hätten schließen müssen.

An Cleverness sind die Chinesen in ihrem Vorgehen kaum zu überbieten. Der Ministerpräsident Wen Jiabao offeriert seine Unterstützung jovial als Freundschaftsdienst und - im Gegensatz zu dem unwürdigen Gezerre der EU-Länder um den Rettungsschirm für die Griechen - zudem noch als völlig freiwillig. Uneigennützig dürfte seine Hilfe aber dennoch nicht sein. Sie folgt vielmehr bewährten Prinzipien der Ökonomie. Denn die Chinesen sichern sich mit ihren Hilfsfonds nicht nur Schiffbauaufträge im eigenen Land, kurbeln ihre eigenen Exporte an, sondern kassieren für die gekauften Staatsanleihen hohe Zinsen.

So bequem die Hilfen scheinen, so groß sind auch die Gefahren. Europa muss aufpassen, dass nicht zu viele Staaten auf das Geld der Chinesen vertrauen. Wirtschaftliche Verpflichtungen können schlimmstenfalls in Abhängigkeiten münden, die zu politischen Einflussnahmen führen. Ein Hineinregieren der Chinesen in europäische Angelegenheiten muss aber auf alle Fälle verhindert werden.