Hamburgerin Henrike Fröchling bietet das erste deutschsprachige Online-Yogastudio an

Hamburg. Am Anfang steht die Sehnsucht. Das Streben nach Ruhe, innerer Einkehr und Entschleunigung. Wer sich auf die Website von Henrike Fröchling klickt, sucht allermeistens genau das - paradoxerweise im schnellsten Medium der Welt.

Kein Problem, findet Fröchling, im Gegenteil sogar. Die 43-jährige Hamburgerin hat das erste deutschsprachige Yogastudio im Netz gegründet und damit erfolgreich eine Marktlücke aufgetan. "Unsere Kunden können per Mausklick ihr Zuhause oder ihr Büro zum Yogastudio machen", sagt Fröchling.

Rund fünf Millionen Deutsche praktizieren regelmäßig Yoga

In den neun Monaten, in denen es ihr Start-up www.yogaeasy.de jetzt gibt, hat das virtuelle Studio schon mehr als 2000 zahlende Kunden. In hochauflösenden Videos erklären Yogalehrer die einzelnen Übungen, und die Kunden machen sie nach. Überall da, wo sie eine Yogamatte ausrollen können und wo es einen Internetanschluss gibt. Die Idee für ihr Start-up hatte Fröchling, die vorher als Geschäftsführerin für das Partnervermittlungsportal Parship gearbeitet hat, als sie selbst auf der Suche nach Yoga im Internet war. "Ich bin voll berufstätig und Mutter eines Kindes. Da habe ich abends keine Zeit mehr, um noch in ein Studio zu gehen."

Alles, was sie jedoch fand, war eine kanadische Website, auf der man gegen Gebühr Yogavideos herunterladen konnte. "Da war mir klar: So etwas muss es auch in Deutschland geben." Zusammen mit ihrem Team aus Designern und Technikern entwickelte sie die Homepage von yogaeasy.de, die zum Jahreswechsel online ging. "Ich war mir von Anfang an sicher, damit Erfolg zu haben", sagt Fröchling. "Schließlich bin ich kein Einzelfall." Tatsächlich ist Yoga längst zu einem Massenphänomen geworden. Der Berufsverband der Yogalehrenden schätzt, dass sich rund fünf Millionen Menschen in der Bundesrepublik regelmäßig auf die Matten begeben, um Lotussitz oder Morgengruß zu absolvieren. Eine Umfrage der Marktforschungsgesellschaft GfK zeigt, dass in 8,5 Prozent der deutschen Haushalte Yogatreibende zu Hause sind.

Yoga ist längst nicht nur fernöstliche Meditation, sondern Lifestyle

"Yoga ist ein riesiger Wachstumsmarkt", bestätigt Ralf Sturm, Sprecher des europaweit größten Yogavereins Yoga Vidya. "Das betrifft sowohl Kurse als auch den gesamten Bereich des Zubehörs, seien es Matten, spezielle Kleidung oder Literatur." Schon seit den 90er-Jahren gebe es einen ununterbrochenen Zulauf. "Noch immer haben wir in Deutschland mehr Yogasuchende als Yogalehrende", so Sturm.

Auch immer mehr Fitnessstudios bieten Kurse in fernöstlicher Entspannung an. Sinnsuche und innere Einkehr haben kaum noch etwas mit Meditation oder sogar Religion zu tun, sondern mit Lifestyle - wovon auch yogaeasy.de profitieren dürfte. Die Finanzierungsgrundlage des Portals ist ein Abomodell: Für 15 Euro pro Monat können sich die Nutzer die Videos so oft ansehen, wie sie wollen. Die Auswahl reicht dabei von Anfängerprogrammen bis zu Lehrstunden für Fortgeschrittene. Auch spezielle Kurse, zum Beispiel für den Rücken und die Gelenke, sind verfügbar. "Jeder Nutzer kann monatlich kündigen", so Unternehmerin Fröchling.

Im nächsten Jahr soll yogaeasy.de schwarze Zahlen schreiben. "Noch gelingt das nicht, die Produktion der Videos ist sehr teuer", sagt Fröchling. Pläne für die nächsten Jahre hat sie aber trotzdem schon, zum Beispiel ein Onlinestudio für die Trainingsmethode Pilates oder für das chinesische Schattenboxen Tai-Chi. "Wir wollen Europas führende Website für fernöstliche Praktiken werden", sagt Fröchling. "Allerdings Schritt für Schritt." Schließlich weiß schon eine Lebensweisheit: In der Ruhe liegt die Kraft.