Straßen und Häuser sollen dank neuer Technik detaillierter sein

Berlin/München. Der finnische Handyhersteller Nokia will mit seinem geplanten Straßenatlas den des umstrittenen Internetdiensts Google Street View in den Schatten stellen. Dank spezieller Technologien sollen die Bilder von Straßenzügen und Gebäuden viel detaillierter sein als die des US-Konkurrenten, kündigte der für Kartenmaterial zuständige Manager der Konzerntochter Navteq, Frank Pauli, in der "Wirtschaftswoche" an.

Noch vor Jahresende sollen Autos in Frankreich und in Großbritannien die Straßen abfahren und Straßenzüge und Gebäude aufnehmen. Nokia will für die Aufnahmen demnach hochauflösende Kameras und Laser einsetzen. Mit der sogenannten Lidartechnik könnten 1,3 Millionen Laserpunkte je Sekunde erfasst werden und so ein haargenaues 3-D-Bild der Umgebung produzieren. Die Fahrzeuge seien zudem mit 360-Grad-Videokameras und Satellitenpositionierung ausgestattet.

In Deutschland startet der Dienst, wenn das Datenschutzproblem gelöst ist

Geplant ist demnach eine Geodatenerfassung in Europa und Nordamerika. Zwei Jahre habe das Unternehmen an der Technologie gearbeitet, wird Pauli zitiert. Erste Tests in San Francisco seien abgeschlossen. Street View gibt es bereits für 23 Länder. In Deutschland werde Navteq beginnen, sobald in der öffentlichen Debatte um Street View "eine Lösung gefunden" sei, sagte Pauli. Der Internetdienst von Google sorgt hierzulande für heftige Proteste.

Bis zum 7. Dezember will das Innenministerium ein Gesetz vorlegen

Mit Street View können sich Internetnutzer in Fußgängerperspektive durch die Straßen von Städten bewegen und Rundumpanoramen der Straßenzüge betrachten. Der Dienst wird von Datenschützern kritisiert, weil er nach deren Ansicht private Details über das Wohnumfeld von Menschen verrät. Verbraucher in Deutschland können der Veröffentlichung ihres Hauses widersprechen, es wird dann unkenntlich gemacht. Die Bundesregierung will vorerst nur besonders schwerwiegende Eingriffe in die Privatsphäre per Gesetz verbieten. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) will bis zum IT-Gipfel am 7. Dezember einen Gesetzentwurf vorlegen. Die Diensteanbieter sollen sich bis dahin auf einen Datenschutzkodex einigen.

Nokia hatte in einer milliardenschweren Übernahme Navteq 2008 gekauft, einen Anbieter von digitalen Landkarten. Anfang 2010 hatten die Finnen angekündigt, nach Google ebenfalls auf den schnell wachsenden Navigationsmarkt zu drängen.