In Husum eröffnet heute die wichtige Leitmesse Wind Energy. Den Unternehmen, darunter auch Hamburger, geht es so gut wie nie zuvor.

Hamburg. Die Weltwirtschaftskrise scheint überwunden. Die Windenergiebranche aber hat diese Krise gar nicht erst erlebt. 2009, angesichts einer finsteren Rezession auf etlichen nationalen Märkten, wurden weltweit rund 38 Millionen Watt elektrische Leistung aus Windturbinen neu installiert - immerhin doppelt so viel wie 2007, im letzten Jahr vor der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise. "Die Windkraftbranche", heißt es in einer neuen Studie der HSH Nordbank, "hat 2009 erneut erheblich an Dynamik gewonnen."

Zur diesjährigen Windmesse in Husum kommen mehr Aussteller denn je

Vor dieser Kulisse startet heute in Husum die weltweit wichtigste Branchenmesse Husum Wind Energy. 950 Aussteller aus 53 Ländern sind in der Kleinstadt an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste mit ihren Produkten und Dienstleistungen rund um Windturbinen und Stromeinspeisesysteme vertreten. Bei der vorangegangenen Husum Wind Energy 2008 waren 743 Unternehmen vor Ort. Die Ausstellungsfläche wurde um 43 000 Quadratmeter erweitert, um den Andrang auffangen zu können.

Grund zur Sorge vor Stagnation oder gar Resignation gibt es für die Unternehmen der Branche also nicht. Der Markt wächst mit zweistelligen Prozentzahlen, gemessen an der neu installierten Kapazität. Zwar hat sich der Zubau in Deutschland - neben Dänemark das Pionierland der modernen Windkraft - mittlerweile verlangsamt.

Das aber gleichen deutsche Hersteller wie Repower, Nordex oder Enercon längst mit stärkeren Exportanteilen aus. "Das ist und bleibt auch in der vorhersehbaren Zukunft ein riesiger Wachstumsmarkt", sagte Jürgen H. Lange, Leiter des Unternehmensbereichs Energy bei der HSH Nordbank, dem Abendblatt.

Gleichwohl erlebt die Branche beständig starke Umbrüche. Weltkonzerne wie General Electric (GE) oder Siemens sind in den vergangenen Jahren in das zuvor mittelständisch geprägte Geschäft eingestiegen und stehen mittlerweile mit an der Spitze in der Rangfolge der Hersteller. Der Vorsprung des langjährigen Branchenprimus Vestas aus Dänemark auf den US-Industrieriesen GE beim Verkauf von Windturbinen ist nur noch minimal.

Dennoch bietet die Branche auch weiterhin genügend Platz für viele Anbieter, glaubt Lange. "Schwierig wird es am ehesten für Unternehmen, die erst kurz am Markt sind. Die könnten Probleme bei der Finanzierung ihrer Geschäfte bekommen, weil es mittlerweile doch eine ganze Reihe etablierter Hersteller mit sehr guten Referenzen gibt."

Auch die wachsende Konkurrenz asiatischer - vornehmlich chinesischer - Hersteller gegenüber den europäischen und amerikanischen Anbietern sieht Lange gelassen: "Die deutschen und europäischen Hersteller werden sich weiterhin Jahr für Jahr anstrengen müssen, der Abstand zur asiatischen Konkurrenz wird gewiss auch kleiner werden. Aber ihren technologischen Vorsprung werden die Europäer dennoch behaupten können."

Störend für die Branche wirkt die Atompolitik der Bundesregierung

Für Unsicherheit sorgt allerdings der Beschluss der Bundesregierung, die Atomkraftwerke in Deutschland rund eineinhalb Jahrzehnte über die bisherige Frist des Atomausstiegs hinaus am Netz lassen zu wollen: "Kernkraftwerke werden noch Jahrzehnte die Stromnetze verstopfen", sagte Windenergie-Verbandspräsident Hermann Albers, "und so den möglichen Ausbau der Windenergie blockieren."