Staatsanwalt hält Einstellung der Ermittlungen für möglich

Bonn. Die Telekom zeigt sich verwundert über die Durchsuchung bei ihrem Vorstandschef René Obermann wegen Bestechungsverdachts. Die US-Behörden, die in Deutschland um Rechtshilfe ersucht haben, sähen Obermann als Zeugen, nicht als Beschuldigten, betonte der für Rechtsfragen zuständige Vorstand Manfred Balz. Das Justizministerium in Washington habe das nochmals bestätigt. Die US-Behörden hätten keine Durchsuchungen oder Beschlagnahmen gefordert. Die deutsche Justiz sei aber "offenbar zu anderen Schlussfolgerungen" gelangt.

Es geht um Bestechungsgelder von 32 Millionen Euro

Der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, erklärte, die Behörde habe "genügend Anlass gesehen, ein Verfahren gegen acht Personen einzuleiten. Da ist auch Obermann dabei, aber es ist ein Anfangsverdacht." Es sei noch nicht klar, wohin die Ermittlungen führten, auch eine schnelle Einstellung sei möglich.

Die Affäre dreht sich um Geschäfte der Magyar Telekom, bei der die Deutsche Telekom mit fast 60 Prozent größter Anteilseigner ist. Zwischen 2000 und 2007 sollen nach Angaben von Balz insgesamt 31,95 Millionen Euro an Tochterfirmen der ungarischen Telekom in Montenegro (7,35 Millionen Euro) und vor allem Mazedonien (24,6 Millionen Euro) geflossen sein, die nach dem Verdacht der US-Börsenaufsicht der Bestechung im Ausland gedient haben könnten.

Obermann kommt ins Spiel, weil er von Ende 2002 bis November 2006 Vorstandsvorsitzender der Telekom-Mobilfunksparte T-Mobile International war. In dem Durchsuchungsbeschluss werde ihm vorgeworfen, bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der mazedonischen Makedonski Telekom (MakTel) 2005 die Zustimmung zu Dividendenzahlungen der MakTel davon abhängig gemacht zu haben, dass eine Öffnung des mazedonischen Telekommunikationsmarkts für andere Wettbewerber unterbleibe, so die Telekom. Der Konzern weist diese Vorwürfe zurück. Bei dem Treffen habe es sich um einen "reinen Höflichkeitskontakt" von wenigen Minuten gehandelt.