Essen/Halle. Führende Ökonomen sehen die deutsche Wirtschaft wieder auf dem Weg zu alter Stärke. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Essener Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hoben gestern nach einem starken ersten Halbjahr ihre Prognosen deutlich an. Das IWH rechnet für 2010 mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Das RWI geht von 3,4 Prozent aus. Beide Institute verdoppelten damit frühere Prognosen.

Der weitere Aufschwung verlaufe aber moderat. Das RWI rechnet mit 2,2 Prozent Wachstum für 2011, das IWH mit zwei Prozent. Ende des kommenden Jahres werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dennoch in etwa wieder zu dem Vorkrisenniveau aufgeschlossen haben, hieß es bei beiden Instituten. "Die deutsche Konjunktur erholt sich deutlich schneller von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise als weithin erwartet", betonten die Konjunkturexperten aus Halle. So sei die Produktion im ersten Halbjahr 2010 außerordentlich kräftig angestiegen, angeschoben durch den Export. Zum Anstieg trugen aus Sicht des RWI die stärkere Auslands- und Inlandsnachfrage, hier insbesondere ausgeweitete Anlage- und Bauinvestitionen sowie ein gestiegener Staatsverbrauch, bei. Außerdem hätten viele Unternehmen ihre Lager wieder aufgefüllt. Allerdings kämen auch Sonderfaktoren wie die Konjunkturprogramme hinzu.

Beide Institute erwarten weiter sinkende Arbeitslosenzahlen. Das IWH rechnet mit rund 3,23 Millionen Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent in Deutschland in diesem Jahr, für 2011 mit einem Rückgang auf rund 2,87 Millionen Erwerbslose und einer Quote von 6,6 Prozent. Das RWI sieht die Zahl 2011 ebenfalls unter drei Millionen sinken.