Ist Obermann Beschuldigter oder Zeuge? Wohnung im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen in Osteuropa durchsucht

Hamburg/Bonn. Ende August standen die Ermittler vor der Tür der Deutschen Telekom in Bonn. Im Auftrag der dort ansässigen Staatsanwaltschaft durchsuchten sie die Zentrale in der Friedrich-Ebert-Allee. Es ging um Bestechung sowie Beihilfe zur Bestechung in Osteuropa. Und die Fahnder kehrten nicht mit leeren Händen zurück, beschlagnahmten umfangreiches Material. Zwei Wochen liegt dieser Vorgang nun zurück. Doch erst gestern wurde bekannt: Die Ermittler durchsuchten in diesem Zusammenhang auch zahlreiche Firmen und Wohnungen von Privatpersonen. Besonders brisant: Die Wohnung von Telekom-Chef René Obermann war darunter, wie das Unternehmen dem Abendblatt bestätigte. Allerdings bleibt offen, warum genau sich die Staatsanwaltschaft zu der Durchsuchung bei Obermann entschlossen hat.

"Zu den betroffenen Firmen und den Personen äußern wir uns nicht", sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel dem Abendblatt. Es sei noch "zu ungewiss, ob und was bei den Prüfungen herauskommen wird, und wir wollen nicht jemanden in die Öffentlichkeit bringen, bei dem die Ermittlungen dann nichts ergeben". Wie lange die Prüfung des gesamten Materials dauern werde, sei noch offen. Und Apostel fügte an: "Von Durchsuchungen können dabei nicht nur Beschuldigte, sondern auch Zeugen betroffen sein."

"Wirtschaftswoche online" schreibt dagegen, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Obermann "wegen Verdachts der Bestechung". Gegen diesen Vorwurf verwahrt sich die Telekom aufs Schärfste. "René Obermann stellt ausdrücklich fest, dass die Vorwürfe haltlos sind und sich dies auch in Kürze zeigen werde", sagte ein Konzernsprecher dem Abendblatt. Bisher sei Obermann im Rahmen der seit fünf Jahren andauernden Ermittlungen stets als Zeuge vernommen worden. Im konkreten Fall geht es um illegale Zahlungen der ungarischen Konzerntochter Magyar Telekom in Richtung Mazedonien. Offensichtlich schmierte Magyar Telekom 2003 mit mehreren Millionen Euro Politiker und Regierungsbeamte, um sich bei der Vergabe von Mobilfunklizenzen und der Regulierung des Marktes Vorteile zu verschaffen.

Weil die Telekom an der amerikanischen Börse notiert ist, interessierten sich bereits früh das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC für den Fall. Nach Apostels Angaben schickten die Kollegen in den USA schließlich ein Rechtshilfeersuchen an die Bonner Staatsanwaltschaft. Deshalb setzte die Behörde am Rhein ihre Ermittler Ende August in Bewegung.

Die ZDF-Journalistin Maybrit Illner, die seit August mit René Obermann verheiratet ist, verzichtete gestern abend auf die Moderation des "heute- journals". "Sie will vermeiden, dass auch nur der Anschein entsteht, dass Art und Umfang der Berichterstattung mit ihrer persönlichen Situation zu tun haben könnten", sagte ZDF-Sprecher Alexander Stock der Agentur dpa.