Die Bundesregierung zahlt einen hohen Preis für ihr Geschenk an die deutsche Atomkraftbranche. Die Atomreaktoren sollen im Durchschnitt zwölf Jahre länger laufen. Dafür wird der Energiefrieden in Deutschland zerstört. Zugegeben: ein höchst fragiler Frieden. Aber immerhin war das Thema Atomkraft seit dem im Jahr 2000 geschlossenen Vertrag über den Atomausstieg weitgehend vom Tisch.

Nun also das Déjà-vu. Weitere Jahre werden mit fruchtlosen Streits um die kommerzielle Kernspaltung ins Land gehen. Sollte eine rot-grüne Bundesregierung die heutige Koalition aus Union und FDP ablösen - in den aktuellen Prognosen erscheint das denkbar - wollen SPD und Grüne den Ausstieg aus dem Ausstieg umgehend kippen. Ein absurdes politisches Jo-Jo.

Die Bundesregierung hält diese Variante offenbar für realistisch. Anders ist nicht zu erklären, dass der Vertrag mit den Energiekonzernen Schutzklauseln enthält. Die Stromriesen sollen, falls die Laufzeitverlängerung kippt, für die Mitfinanzierung der erneuerbaren Energien nicht allzu sehr zur Kasse gebeten werden. Sollten die Reaktoren aber tatsächlich länger laufen, werden die Konzerne Milliarden Euro extra einstreichen.

Für eine bessere Energieversorgung ist mit all dem nichts gewonnen. Die Stadtwerke etwa werden mit ihren Investitionsplänen ausgebremst. Und die erneuerbaren Energien brauchen kein zusätzliches Geld aus dem Betrieb von Atomkraftwerken. Dass im Lager Asse zehnmal so viel mittelradioaktiver Atommüll liegt, wie bislang vermutet, ist da nur eine Fußnote.