Loungebereich statt klassischer Bankschalter

Hamburg. Die Deutsche Bank hat eine neue Filiale in der HafenCity eröffnet. Auf rund 400 Quadratmetern am Überseeboulevard 4-10 setzt die Bank auf ein neues Geschäftsstellenkonzept. "Viele Elemente, die in unserer Zukunftsfiliale Q110 in Berlin erfolgreich waren, haben wir hier eingesetzt", sagte Stefan Knoll, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank in Hamburg und verantwortlich für Privat- und Geschäftskunden im Norden.

So gebe es den klassischen Bankschalter nicht mehr, dafür aber einen Loungebereich, der die Kunden zum Verweilen einlade. Acht Beschäftigte arbeiten in der Filiale. Auch die Haspa, die HypoVereinsbank und die Commerzbank sind mit Filialen in der HafenCity vertreten.

Streben der Kunden nach Sicherheit schiebt Baufinanzierungsgeschäft an

Im ersten Halbjahr habe die Deutsche Bank in Hamburg und Schleswig-Holstein unverändert 570 000 Privat- und Geschäftskunden mit einem Einlagenvolumen von elf Milliarden Euro betreut, sagte Knoll im Gespräch mit dem Abendblatt. Während das Wertpapiergeschäft angesichts der heftigen Schwankungen an der Börse schleppend lief, gab es bei Immobilienkrediten deutliche Zuwächse, "weil die Kunden wertbeständige Anlageformen suchen", so Knoll. "Das Spektrum reicht von der kleinen Wohnung bis zur Supermarktimmobilie." Angesichts der Finanzmarktkrise hätten sich die Präferenzen der Kunden klar verändert: "Es kommt niemand mehr zu uns und sagt: 'Ich möchte fünf Prozent Rendite.' Heute heißt es eher: 'Ich möchte möglichst kein Geld verlieren.'" In diesem Fall empfehle man den Kunden Renten- oder Immobilienfonds, auch einfach konstruierte Zertifikate würden nach wie vor verkauft.

Kritik an der Branche spürt der Marktführer besonders deutlich

Ein Problem mit Lehman-Papieren hatte die Deutsche Bank zwar nicht: "Bei Zertifikaten kommt es auf den Emittenten an - und wir hatten uns frühzeitig entschieden, keine Zertifikate von externen Emittenten anzubieten." Dennoch sei Selbstkritik angebracht, sagte Knoll und ergänzte: "Ich glaube, dass viele Finanzprodukte zu kompliziert waren."

Ohnehin sei die Nachhaltigkeit der Kundenbeziehung wieder stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: "Die Krise hat uns sensibler dafür gemacht, dass der Kunde der Schlüssel zum Erfolg ist." So wird die Kundenzufriedenheit nun intensiver gemessen als früher, zum Beispiel über kurze Fragen am Bildschirm der Geldautomaten oder über ausführliche Marktforschungsinterviews. Dabei zeige sich deutlich auch die Sonderrolle der Deutschen Bank: "Wenn Kritik an der Branche allgemein geübt wird, spüren wir dies als Marktführer besonders", sagte Knoll.