Indischer Mehrheitsaktionär Suzlon hat 1,8 Milliarden Euro Schulden

Hamburg. Andreas Nauen, 46, traf gestern in Paris zwei Großkunden. Vergangene Woche war der Chef von Hamburgs Windkraftspezialist Repower in Italien. Dort besuchte er gleich vier Großabnehmer für Windräder aus Hamburg. "Wir müssen in unseren Kernmärkten näher an die Kunden ran", sagte Nauen dem Abendblatt. Und das ist auch nötig. Denn der erfolgsverwöhnte Konzern ist auch von der Wirtschaftskrise betroffen. So hat die Bank HSBC Repower von "Overweight", also Übergewicht, auf "Neutral" heruntergestuft und das Kursziel von 150 auf 115 Euro gesenkt. Repower habe einen schwachen Start ins Geschäftsjahr 2010/11 gehabt, so HSBC-Analyst James Magness. Tatsächlich war ein Kursziel von 150 Euro zu Jahresbeginn schon fast erreicht, aber jetzt dümpelt die Aktie bei rund 107 Euro.

Suzlon will 25-Prozent-Anteil für 500 Millionen Euro verkaufen

Doch nicht nur wegen der Wirtschaftskrise, die die Realisierung einiger Repower-Aufträge verzögert hat, steht das Unternehmen derzeit im Fokus, sondern auch wegen der Finanzprobleme der Muttergesellschaft Suzlon. Der indische Windspezialist hat 1,8 Milliarden Euro Schulden, die vor allem auch wegen des teuren Bieterkampfes um Repower in den Jahren 2007 und 2008 aufgetürmt wurden. Gleichzeitig fährt Suzlon derzeit rote Zahlen ein, sodass Inhaber Tulsi Tanti bereits Unternehmsteile versilbern muss. "Wir werden unseren 26-Prozent-Anteil am belgischen Turbinenbauer Hansen verkaufen, wenn wir einen passenden Käufer finden", kündigte er Ende Mai an. Wenig Fortune hatte Tanti mit seinem Plan, nach der Übernahme von Repower das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Zwar besitzt Suzlon inzwischen mehr als 90 Prozent der Aktien, doch eine Gruppe von Minderheitsaktionären will die Anteilsscheine nur gegen ein hohes Schmerzensgeld abgeben. Um seine Finanzkraft wiederherzustellen, will Tanti jetzt nach Informationen des Abendblatts aus Finanzkreisen 25 Prozent von Repower verkaufen - zu einem Preis in Höhe von 500 Millionen Euro. Die Firma ist derzeit an der Börse aber nur rund eine Milliarde Euro wert. Tanti will den Verkauf der Aktien nicht kommentieren. Nur so viel: Ein Verkauf der gesamten Firma ist kein Thema.

Repower ist eine Perle der Windindustrie. Während Suzlon nur einfache Windräder baut, hat Repower das Know-how für Offshore-Anlagen, die zum Beispiel beim Windpark "Alpha Ventus" besser funktionieren als die der Konkurrenz. Auf dieses Know-how will auch Nauen bauen. Zwei Monate ist der langjährige Siemens-Manager nun bei Repower - und schon gilt er für viele Mitarbeiter als Hoffnungsträger. Denn bei dem Windspezialisten lief es nach der Übernahme durch Suzlon 2007 nicht immer rund. Tanti installierte im November 2007 mit Per Hornung Pedersen einen neuen Vorstandschef. Danach verließen Dutzende Manager und Ingenieure das Unternehmen, darunter auch der langjährige Chef Fritz Vahrenholt und der frühere Finanzchef Pieter Wasmuth. "Mit Suzlon zog eine neue Kultur ins Unternehmen ein", sagte ein früherer Manager dem Abendblatt. Es habe fortan an einer klaren Strategie gefehlt. "Tanti verglich Repower einmal mit der Mona Lisa. Aber eine Mona Lisa muss man pflegen", meinte ein anderer.

Neues Forschungszentrum bei Rendsburg mit 500 Mitarbeitern

"Bei Repower herrscht keine Unruhe", sagte hingegen Nauen. Er habe "gute Leute" und eine "gute Mischung" vorgefunden. Tatsächlich schätzt Tanti, der in Hamburg sehr autokratisch aufgetreten sein soll, die deutsche Ingenieurskunst und hat Repower gerade ein Forschungszentrum mit 500 Mitarbeitern in der Nähe von Rendsburg genehmigt. Seit 2007 hat sich die Mitarbeiterzahl zudem auf mehr als 2000 verdoppelt. Nauen lässt sich von Verkaufsspekulationen nicht beeindrucken. "Für Repower geht es jetzt darum, die Synergien mit Suzlon zu heben", sagte er. Gemeinsame Vertriebs- und Einkaufskooperationen gebe es bereits. In der Forschung allerdings legen beide Unternehmen Wert auf getrennte Wege mit Ausnahme einer Grundlagenforschung in der City Nord. Nach dem Einbruch im ersten Geschäftsquartal von April bis Ende Juni erwartet Nauen jetzt bessere Zahlen: "Der Auftragseingang bis Juli war schon deutlich besser."