Im ersten Halbjahr 35 Prozent Umsatzplus. Lieferengpässe bremsen Produktion

Hamburg. Die Industriebetriebe in der Hansestadt knüpfen wieder an die guten Zeiten vor der weltweiten Wirtschaftskrise an. Allein im ersten Halbjahr konnten die 221 größeren Unternehmen der Branche laut dem Statistikamt Nord ein Umsatzplus von 35 Prozent auf 33,8 Milliarden Euro verbuchen. "Die Auftragsbücher der Betriebe sind wieder gut gefüllt", sagte Hans-Theodor Kutsch, Vorsitzender des Industrieverbandes Hamburg (ivh), dem Abendblatt. "In einigen Bereichen gibt es bereits Lieferengpässe, weil viele Zulieferer nicht damit gerechnet haben, dass die Krise so schnell vorübergehen würde."

Auch das Chemieunternehmen Albis Plastic, dessen Chef Kutsch ist, muss einige Kunden, die Spezialprodukte bestellen, auf Lieferzeiten von bis zu 18 Wochen verweisen. Engpässe gibt es laut ivh auch in der Elektroindustrie und im Maschinenbau.

1500 bis 2000 Facharbeiter fehlen in der Metropolregion

Trotz der vorangegangenen Krise konnte der Mitarbeiterstand stabil gehalten werden. Statt zu entlassen, wichen viele Betriebe auf Kurzarbeit aus. Insgesamt beschäftigt die Hamburger Industrie derzeit knapp 74 200 Mitarbeiter und damit nur zwei Prozent weniger als vor einem Jahr. Mit dem Aufschwung stellen auch viele Unternehmen wieder ein. Allein Kutsch hat 20 neue Stellen geschaffen. Ein Teil davon wurde an Zeitarbeiter vergeben, die somit einen festen Arbeitsplatz bekamen. Die Branche würde gern noch weitere neue Mitarbeiter beschäftigen. Doch die Hamburger Industrie leidet unter dem bundesweiten Facharbeitermangel. "In der Metropolregion Hamburg fehlen derzeit 1500 bis 2000 Spezialisten", klagt Marc März, Sprecher des Industrieverbandes.

Das höchste Umsatzplus mit 45 Prozent erzielten die Unternehmen übrigens im Inlandgeschäft, wo im ersten Halbjahr 26,1 Milliarden Euro erlöst wurden. Maßgeblich am Umsatzsprung beteiligt ist die Mineralöl verarbeitende Industrie, die von starken Preisbewegungen profitierte und mit 18,5 Milliarden Euro doppelt so viel erwirtschaftete wie im Vorjahreszeitraum. Zweitgrößte Absatzregion für die Hamburger Betriebe sind laut Kutsch die Länder der Europäischen Union.