Washington/Jackson Hole. Die US-Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo kräftig gedrosselt und kommt damit langsamer aus der Krise als erhofft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von April bis Juni mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von lediglich 1,6 Prozent, wie das Handelsministerium am Freitag nach revidierten Zahlen mitteilte. In einer ersten Schätzung war mit 2,4 Prozent noch ein weit höherer Zuwachs fürs zweite Quartal erwartet worden. Den Angaben zufolge ist die heftige Abwärtskorrektur vor allem dem starken Anstieg der Importe geschuldet, die von der Wirtschaftsleistung abgezogen werden.

Die US-Notenbank Fed will der ins Stocken geratenen Konjunktur notfalls mit neuen Geldspritzen auf die Sprünge helfen. Als denkbare Maßnahmen nannte Fed-Chef Ben Bernanke auf dem jährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole in den Rocky Mountains neue Käufe langlaufender Staatsanleihen, um die damit verbundenen Zinsen zu drücken. Daneben könnte die Fed die Wortwahl ihrer Pressemitteilungen ändern, um die Märkte zu beeinflussen. Eine dritte Möglichkeit sei, die Zinszahlungen der Fed auf Bankreserven zu verringern, um die Kreditvergabe der Geldhäuser anzukurbeln. "Wir sind bereit, wenn nötig, zusätzliche Unterstützung über unkonventionelle Maßnahmen zu geben, vor allem dann, wenn sich die Wirtschaftsaussichten signifikant eintrüben sollten", so Bernanke.

Die US-Wirtschaft wächst zwar seit Sommer 2009 wieder. Doch vor allem die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und Probleme am Immobilienmarkt machen der größten Volkswirtschaft der Welt auch drei Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise noch zu schaffen. Dennoch sieht Bernanke keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Konjunktur werde sich zwar im zweiten Halbjahr nicht mehr so robust entwickeln wie zuvor erwartet. Bernanke glaubt aber: "Man kann vernünftigerweise erwarten, dass das Wachstum sich 2011 und in den folgenden Jahren etwas beschleunigt."