Hamburger Optikerkette Fielmann wächst gegen den Branchentrend. Weitere Filiale im Elbe-Einkaufszentrum geplant

Hamburg. Für Hamburgs Brillenkönig Günther Fielmann muss das vergangene Frühjahr eine Tortur gewesen sein. Kaum Sonnenschein und Wärme, dafür "Schietwetter", wie man in Hamburg sagt. Das Geschäft mit Sonnenbrillen, das sich ansonsten in den Frühjahrsmonaten als sichere Bank für die Optiker erweist, lief deshalb nur schleppend. Die gesamte Branche in Deutschland mit ihren rund 12 000 Betrieben musste auch deswegen im ersten Halbjahr laut dem Zentralverband der Augenoptiker ein Absatzminus von 2,5 Prozent hinnehmen. Fielmann hingegen konnte den Einbruch bei den Sonnenbrillen mehr als wettmachen. Sein Absatz stieg im ersten Halbjahr um ein Prozent auf 3,1 Millionen Brillen.

Brillen kosten im Durchschnitt vier Prozent mehr als im Vorjahr

Auch beim Umsatz ließ Deutschlands größte Optikerkette die Konkurrenz weit hinter sich. Mit 573 Millionen Euro waren die Erlöse fast neun Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn erhöhte sich zwischen Januar und Ende Juni um acht Prozent auf 78,2 Millionen Euro. Die gesamte Branche setzte dagegen nur 1,6 Prozent mehr um. Den Einbruch im Sonnenbrillengeschäft konnte Fielmann ausgleichen, weil die Kunden mehr sogenannte Korrekturbrillen, also Sehhilfen für Kurz- und Weitsichtige kauften.

Der Renner waren offenbar die teureren, weil hochwertigeren Gleitsichtgläser. "Ihr Absatz stieg im ersten Halbjahr um sieben Prozent", sagte der 70-jährige Unternehmer dem Abendblatt. Die Durchschnittspreise für seine Brillen seien im Jahresvergleich um vier Prozent geklettert.

Seit Gründung seines ersten Geschäfts 1972 in Cuxhaven hat Fielmann die Optikerbranche aufgewirbelt. Mit Werbesprüchen wie "Papi hat keinen Pfennig dazugezahlt" hat er neue Wege in der Branche eingeschlagen. Auch mit seiner derzeitigen Preisgarantie, mit der jeder Kunde sein Geld dann zurückerhält, wenn die gleiche Brille in einem Geschäft der Konkurrenz billiger ist, war er erfolgreich.

Es gab in den Anfangsjahren zwar auch Skeptiker und Kritiker. Doch davon ließ sich Fielmann nicht aufhalten. Inzwischen zählt sein Unternehmen, das in Deutschland einen Marktanteil von fünf Prozent hat, 649 Niederlassungen und damit 17 mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr sollen weitere 20 Geschäfte hinzukommen. "Am 9. September eröffnen wir eine Filiale im Elbe-Einkaufszentrum", sagt Fielman. "Dann haben wir in Hamburg 25 Filialen."

Vier Millionen Kunden haben eine Brillenversicherung abgeschlossen

Auch heute wirbt der Unternehmer, der 13 200 Mitarbeiter beschäftigt, neben dem Service vor allem mit dem Preis. "Beim traditionellen Optiker beträgt der Durchschnittspreis einer Brille 400 Euro, bei uns sind es 170", so Fielmann, der durch seinen Mengenbedarf eine größere Einkaufsmacht hat als kleine Betriebe und der zudem selbst eine Brillenglasfabrik betreibt. Der Absatz scheint gesichert, solange die Kunden dem Unternehmen treu bleiben. Schließlich kauft der deutsche Brillenträger alle drei bis vier Jahre ein neues Modell. Helfen soll dabei die Brillenversicherung für zehn Euro im Jahr, die Fielmann 2004 als Erster der Branche mit der Versicherung HanseMerkur aufgelegt hat. "Vier Millionen Kunden haben sich schon für dieses Angebot entschieden", sagt er.

Fielmann plant 2010 Wachstum bei Absatz, Umsatz und Gewinn

"Ende des Jahres werden wir 13 600 Mitarbeiter beschäftigen", sagt Fielmann zuversichtlich. Die Delle mit den Sonnenbrillen hat er inzwischen wieder ausgeglichen. In den heißen Sommertagen im Juli sprang der Absatz wieder an. "Für das Gesamtjahr erwarten wir ein Wachstum von Absatz, Umsatz und Gewinn." Helfen sollen dabei neue, große Kunststofffassungen. Diese sind im Trend. "Die Brillen werden größer", sagt der Fachmann.