Heidelberg. Die seit Jahrzehnten praktizierte Bindung der Gaspreise an den Ölpreis löst sich immer weiter auf. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Durchschnittspreis für leichtes Heizöl um knapp 29 Prozent, während der Gaspreis dagegen um 5,5 Prozent sank. "Erstmals sehen wir einen deutlichen Trend zur Entkopplung des Gaspreises vom Heizölpreis", sagte Peter Reese, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft des Verbraucherportals Verivox. Von den sinkenden Preisen könnten auch die Verbraucher profitieren.

Preisbindung setzt Marktregel von Angebot und Nachfrage außer Kraft

Die Preisbindung war 1965 erstmals vereinbart worden. Produzenten wie der russische Energiegigant Gazprom schlossen damals langfristige Lieferverträge mit deutschen Importeuren wie E.on Ruhrgas, in denen die Höhe des Gaspreises der des Öls mit einer Verzögerung von rund sechs Monaten folgte. Der Importeur gab diese Preisbindung an seine Kunden, die Versorger, weiter und diese wiederum an die Endverbraucher. Die marktwirtschaftliche Regel von Angebot und Nachfrage spielten damit bei der Preisbildung im Gashandel keine Rolle.

Seit Beginn der Weltwirtschaftskrise jedoch sank die Nachfrage nach Gas deutlich. Die Folge war ein Überangebot, da zugleich immer mehr neue Gasquellen wie Schiefergas erschlossen wurden und der Handel mit Flüssiggas zugenommen hat, erläuterte Verivox. Erdgas werde heute immer öfter frei gehandelt. Diese Möglichkeit nutzen immer mehr Gasanbieter, um sich günstig mit dem Energieträger einzudecken. Sie sind damit Unternehmen mit langfristigen Lieferverträgen überlegen.

Die Endverbraucher wiederum können seit der Liberalisierung des Gasmarktes hierzulande unter zunehmend mehr Anbietern wählen. Allein in Hamburg bieten rund 30 Versorger ihre Dienste an. Der Energiekonzern E.on Hanse ist jedoch unverändert Marktführer in der Hansestadt. Sowohl der freie Gaseinkauf als auch die härtere Konkurrenz führt laut Verivox "zu immer größeren Preisunterschieden zwischen den Versorgern. Durch den Wechsel eines Anbieters könne ein Durchschnittshaushalt rund 238 Euro im Jahr sparen.