Gewerkschaft Ver.di kündigt Widerstand an, sollte die Deutsche Post das Outsourcing vorantreiben

Hamburg/Bonn. Die Deutsche Post plant weitere Einsparungen. Der Konzernvorstand hat dazu sein Management angewiesen, konkret nach Möglichkeiten zu suchen, um Kosten zu sparen. "Jeder Stein muss umgedreht werden", lautet dabei die Devise des Briefvorstands Jürgen Gerdes. Zu den möglichen Sparpotenzialen zählt offenbar auch ein Vorschlag, künftig die gesamte Paketzustellung an Fremdfirmen auszulagern.

Bis Ende 2011 darf die Post keinem Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen

Damit könnten bis zu 140 Millionen Euro jährlich eingespart werden, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Zwischen 7000 und 8000 Jobs wären in Gefahr. Postsprecher Claus Korfmacher wollte diese Idee gestern nicht kommentieren. Der Postführung würden demnächst alle Vorschläge zur Prüfung vorgelegt. "Noch ist aber nichts Konkretes entschieden."

Die Gewerkschaft Ver.di lehnt solche Gedankenspiele ab. "Bis Ende 2011 sind bei der Post betriebsbedingte Kündigungen und Änderungskündigungen ausgeschlossen", sagte Ver.di-Landesfachbereichsleiter Wolfgang Abel dem Abendblatt. Die Deutsche Post habe schon bei früheren Tarifrunden versucht, flächendeckende Auslagerungen durchzusetzen. Allerdings ohne den gewünschten Erfolg. Die Briefzustellung ist unverändert in der Hand der Postler.

Anders sieht es bei den Filialen und in der Paketzustellung aus. Dort mischt längst Fremdpersonal mit, das deutlich schlechter bezahlt wird als die Postbeschäftigten. Während Paketzusteller bei der Post heute 11,13 Euro pro Stunde bekommen, erhalten Mitarbeiter bei Hamburger Fremdfirmen laut Abel nur zwischen sechs und sieben Euro die Stunde, wenn überhaupt.

Bundesweit gibt es derzeit 6800 Paketzustellbezirke, wovon bereits 800 an Fremdfirmen vergeben sind. Per Tarifvertrag darf die Deutsche Post insgesamt 990 Bezirke an andere Dienstleister auslagern. Unterm Strich könnten also in den nächsten Monaten noch 190 Bezirke fremdvergeben werden. In Hamburg werden nach Postangaben 80 von 220 Paketbezirken von Fremdfirmen geführt.

Verbraucherschützer warnt vor schlechterem Service

Ver.di kündigt Widerstand an, "sollte die Post solche skandalösen Pläne verfolgen", warnt Abel. Die Post erziele unverändert zweistellige Umsatzrenditen im Briefgeschäft. "Die Postler lassen es nicht zu, dass sie die Zeche für die Privatisierung bezahlen müssen."

Der Verbraucherverband für Post und Telekommunikation (DVPT) warnt vor einem weiteren Serviceverlust. Schon heute sei die Zeit der Paketzusteller knapp bemessen, sodass die Verbraucher immer häufiger Benachrichtigungen für ihre Paketsendungen erhalten, die sie dann umständlich in den Filialen oder an Paketstationen abholen müssen, sagte der Vorstand Elmar Müller. "Bei uns häufen sich schon heute die Beschwerden über die Post, dass nicht mehr wie früher mehrere Versuche unternommen werden, um Pakete persönlich zuzustellen. Hier agiert die Konkurrenz deutlich kundenfreundlicher."