Berlin. Fünf Unternehmen sowie das Bundesfamilienministerium wollen ein Jahr lang Bewerbungen annehmen, die weder Name, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Foto enthalten. Damit sollen sich die Chancen für Bewerber mit Migrationshintergrund, Frauen mit Kindern oder Ältere erhöhen. Bei den Firmen handelt es sich um die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, L'Oréal, Mydays, Procter & Gamble. Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, sagte, sie sei fest davon überzeugt, "dass wir mit den Ergebnissen unseres Pilotversuchs weitere Unternehmen von den Vorteilen von Vielfalt und Diskriminierungsfreiheit überzeugen können".

Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt sei ein "verbreitetes Phänomen von erheblichem Ausmaß", sagte der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Klaus Zimmermann. Diskriminierung bedeute den Verzicht auf wirtschaftliche Effizienz und damit einen Wohlfahrtsverlust. Letztlich liege es im Interesse eines Unternehmens, offene Stellen mit den fähigsten Bewerbern zu besetzen. In dem zwölfmonatigen Testlauf wollen die Firmen zunächst jeweils Teilbereiche auf anonyme Bewerbungsverfahren umstellen. L'Oréal etwa beschränkt sich auf die Sparte Apothekenkosmetik, Procter & Gamble testet das Verfahren bei der Suche nach Auszubildenden am Berliner Standort. Kritik am Projekt übten die Arbeitgeber. Durch anonyme Bewerbungen entstünden den Arbeitgebern zusätzliche Bürokratie und Kosten, sagte Dieter Hundt, Chef der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände.