Vier Prozent Umsatzplus. Hamburger Handelskette Görtz will expandieren. Preise sollen leicht steigen

Hamburg. Ludwig Görtz ist zufrieden. "Wir haben im ersten Halbjahr ein achtprozentiges Umsatzplus erwirtschaftet", sagt der Gründer und Mitinhaber der Hamburger Schuhhandelskette Görtz im Gespräch mit dem Abendblatt. "Dieses Jahr haben wir die Chance, erstmals in unserer Geschichte die Umsatzschwelle von 400 Millionen Euro zu erreichen."

Nicht nur Görtz, sondern die gesamte Branche befindet sich nach den Krisenjahren 2008 und 2009 wieder im Aufwind. "Uns hat im ersten Halbjahr das Wetter geholfen", sagt Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut. "Die mäßige Witterung im Frühjahr sorgte dafür, dass die Menschen stabiles Schuhwerk kauften, im heißen Sommer waren leichte Schuhe gefragt." Von Januar bis Ende Juni erreichte der gesamte deutsche Schuheinzelhandel ein Umsatzplus von vier Prozent, im ganzen Jahr 2009 hatte die Branche mehr als elf Milliarden Euro eingefahren. Auch der Juli ließ die Fachhändler frohlocken. Die Erlöse kletterten um fünf bis sechs Prozent.

Während die Branche wieder langsam, aber bestimmt den Weg aus der Krise findet, müssen sich Verbraucher auf steigende Preise einstellen. "Wegen gestiegener Rohstoffpreise ist für die nächsten drei Monate eine moderate Preissteigerung zu erwarten", sagte Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Schuhindustrie (HDS). Allerdings bleibt er realistisch. Die Preise sollen höchstens um ein Prozent anziehen. Mehr sei derzeit am Markt nicht durchsetzbar. Die Branche will bei den Kunden lieber mit Neuheiten punkten. Clogs, Espadrilles und immer wieder Ballerinas sollen die Füße künftig zieren. Der Clog ist dann nicht nur der klobige Krachmacherschuh von früher, sondern wird mit Absatz und Plateausohle zu einer schicken Sandale.

Auch bei den Herstellern drehten die Umsätze im ersten Halbjahr mit einem Zuwachs von 3,6 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro ins Plus. Im zweiten Halbjahr 2009 hatte die Branche dagegen noch ein leichtes Minus geschrieben. "Das Exportgeschäft hat stabil angezogen", sagt Junkert. Blickt man nur auf die Ausfuhren stiegen die Umsätze um 13,5 Prozent auf 298 Millionen Euro, die Erlöse mit Abnehmern im Inland blieben mit 724 Millionen Euro auf Vorjahreshöhe. Zwar werden in Deutschland nur noch 20 Prozent aller hier verkauften Schuhe hergestellt, aber die Branche beschäftigt immerhin 10 735 Menschen, und damit rund 200 mehr als im ersten Halbjahr 2009. "Hier sitzen die Designer und die Musterabteilung, gefertigt wird allerdings vor allem in Osteuropa und China", so Claudia Schulz.

"Die Chinesen haben eine sehr hochwertige Fertigungstechnologie", ergänzt Ludwig Görtz. Er lässt die Trendschuhe aus der Serie "Sex and the City" in Fernost herstellen. In Deutschland werden die meist hochhackigen Schuhe konzipiert, das Material geprüft und ausgewählt. "Wir haben in Deutschland das alleinige Vertriebsrecht für diese Schuhe", sagt Görtz. Gerade ist er aus den USA zurückgekehrt, wo er den Vertrag für eine weitere Kollektion unterschrieben hat.

Görtz, der 280 Filialen betreibt, will in diesem Jahr noch fünf bis sechs weitere Geschäfte eröffnen. "Davon auch zwei in Hamburg." In Bergedorf ist er bereits mit einer weiteren Filiale an den Start gegangen, im Elbe-Einkaufszentrum will Görtz als Lizenznehmer der US-Firma Rockport Schuhe verkaufen. Stark zugelegt hat der Internethandel. "Bei uns beträgt der Anteil schon acht Prozent, und er steigt rasant", so Görtz.