Andreas von Zitzewitz wollte zu viel Macht. Aktienkurs fällt

Hamburg. Eigentlich hätte er im Oktober Dieter Ammer ablösen sollen, den jetzigen Chef des Hamburger Solarunternehmens Conergy. Doch gestern wurde völlig überraschend bekannt, dass Andreas von Zitzewitz den Konzern verlässt. Man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, sagte Firmensprecher Alexander Leinhos. Das mag zwar stimmen, aber zuvor gab es nach Abendblatt-Informationen heftige Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Manager und dem Conergy-Aufsichtsrat. Von Zitzewitz soll plötzlich für das Kontrollgremium unerfüllbare Forderungen gestellt haben. So habe er sein künftiges Vorstandsteam ohne Mitspracherecht des Aufsichtsrates zusammenstellen wollen, heißt es aus Firmenkreisen. Die Forderung hätte den Corporate-Governance-Prinzipien widersprochen. Die Aktie verlor gestern fast vier Prozent an Wert und ging mit 67 Cent aus dem Handel.

Die Trennung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt

Für die Solarfirma kommt die Trennung zur denkbar schlechtesten Zeit. Nach Jahren mit Verlusten gerät das Unternehmen gerade wieder in die richtige Spur. Dieter Ammer, der gerade 60 Jahre alt geworden ist, will sein Amt schon seit Monaten abgeben und in den Aufsichtsrat des Unternehmens, an dem er auch beteiligt ist, wechseln. Doch schleppende Refinanzierungsverhandlungen mit den Banken verzögerten die Stabübergabe. Conergy stand im Jahr 2007 kurz vor der Insolvenz, damals wechselte Ammer vom Aufsichtsrat in den Vorstand des Unternehmens und startete einen Restrukturierungskurs.

Zitzewitz war erst im März 2008 zu dem Hamburger Solaranbieter gekommen. Zuvor war der gebürtige Stuttgarter als leitender Manager in den Schmiergeldskandal beim Chiphersteller Infineon vor mehr als fünf Jahren verwickelt. Vor Gericht gestand Zitzewitz, Bestechungsgelder angenommen zu haben, und akzeptierte Ende 2006 einen Strafbefehl über ein Jahr Haft auf Bewährung sowie die Zahlung von 100 000 Euro.

Auch bei Conergy kennt man polizeiliche Ermittlungen. Derzeit wird gegen Ammer und andere frühere Manager wegen Insiderhandels und Bilanzfälschung ermittelt. Wie die Staatsanwaltschaft Hamburg gestern mitteilte, gibt es jedoch noch kein abschließendes Ergebnis.