Noch mehr Werbung. Datenschützer warnen vor Missbrauch

Palo Alto/Berlin. Das größte Internetnetzwerk Facebook will noch mehr Auskünfte über seine Nutzer verbreiten. Das neue Angebot "Places" gibt den 500 Millionen Kunden des Netzwerks die Gelegenheit, einander über den eigenen Aufenthaltsort auf dem Laufenden zu halten sowie Tipps über Restaurants und Veranstaltungen zu empfangen. Der sogenannte Geodienst von Facebook ging gestern zunächst in den USA an den Start und soll langfristig für alle Mitglieder des Online-Netzwerks verfügbar sein. Facebook könnte der Dienst einen entscheidenden Schub für ortsbezogene Werbung geben.

Nutzer können gezielt mit lokaler Werbung angesprochen werden

Der aktuelle Aufenthaltsort ist eine der wertvollsten Informationen, die ein Internetnutzer der Werbewirtschaft preisgeben kann. Er kann dann gezielt mit Anzeigen oder Angeboten angesprochen werden. Außerdem gibt eine Auswertung der besuchten Orte Aufschluss über Gewohnheiten und Interessen von Nutzern, auch wenn die Daten anonymisiert verarbeitet werden.

Unmittelbar nach der Ankündigung des neuen Dienstes hagelte es Kritik von US-Datenschutz-Aktivisten. So bemängelte die Bürgerrechtsorganisation ACLU, dass ein Nutzer ihn begleitende Freunde auch ohne deren Zustimmung an einem Ort "einchecken" könne. So könne ein Nutzer bei Facebook eingeben, dass er sich gerade mit Freunden an einem bestimmten Ort aufhalte.

Facebook betont hingegen, dass die Nutzer detailliert festlegen könnten, wer ihren Aufenthaltsort sehen kann und wer nicht. Erstens muss der Nutzer zunächst überhaupt der Teilnahme bei "Places" zustimmen. Zweitens gilt als Grundeinstellung, dass nur bestätigte Freunde den Aufenthaltsort eines Nutzers sehen können. Außerdem sind die "Places" grundsätzlich auf öffentliche Räume wie Gaststätten beschränkt.

"Places" kann über das iPhone von Apple oder andere Smartphones mit Touchscreen bedient werden. "Es geht nicht darum, der Welt seinen Aufenthaltsort mitzuteilen. Es geht darum, ihn mit seinen Freunden zu teilen", sagte der zuständige Facebook-Produktmanager Michael Sharon.