Bonn. Das Bundeskartellamt soll die Großhandelsmärkte für Strom und Gas genauer unter die Lupe nehmen. Die Bonner Behörde begrüßte gestern entsprechende Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach soll beim Kartellamt eine Markttransparenzstelle eingerichtet werden. "Sie ist ein sinnvolles zusätzliches Instrument, das das bisherige Instrumentarium des Bundeskartellamts zur Verfolgung von Marktmissbrauch deutlich verbessern wird", teilten die Wettbewerbshüter mit. Von der Arbeit könnten auch die Verbraucher profitieren.

Verbraucherschützer haben die Preisbildung an den Großhandelsmärkten als zu undurchsichtig kritisiert. "Die Markttransparenzstelle ermöglicht es, einen Marktmissbrauch frühzeitig zu erkennen und dagegen einzuschreiten", sagte der Vizepräsident des Bundeskartellamts, Peter Klocker. Die neue Stelle soll Insidergeschäfte und Manipulationen aufdecken.

In den vergangenen Jahren waren immer wieder Vorwürfe laut geworden, große Versorger hielten Kraftwerkskapazitäten zurück, um die Großhandelspreise beim Strom in die Höhe zu treiben. Sie sind die Grundlage für die Preise der Haushaltskunden. Konzerne wie E.on und RWE haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Großhandelspreise werden an der Leipziger Energiebörse EEX gebildet, an der mehr als 200 Unternehmen aus zahlreichen Ländern Europas ihren Strom verkaufen.

Das Kartellamt untersucht seit April vergangenen Jahres die Stromgroßhandelspreise von rund 60 Stromversorgern. Im Herbst wollen die Wettbewerbshüter einen Bericht vorlegen. Die Ergebnisse der Untersuchung könnten im Anschluss daran zu einem Verfahren führen.