Nur acht von 66 Konzernen bieten langfristig hervorragende Leistungen bei Lebensversicherungen. Für Kunden gibt es immer niedrigere Rendite.

Hamburg. Niedrige Überschussbeteiligungen und sinkende Ablaufleistungen setzen der beliebtesten Altersvorsorge der Deutschen immer mehr zu. Nur acht von 66 Lebensversicherern zeichnen sich durch langjährig hervorragende Leistungen aus, wie aus dem jüngsten M-Rating des renommierten Branchendienstes map-Report hervorgeht. Zusammen kommen diese Versicherer auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Rechnet man noch die acht Gesellschaften mit langjährig sehr guten Leistungen hinzu, so erreicht die Spitzengruppe einen Marktanteil von rund 37 Prozent.

Damit hat nur gut jeder dritte Verbraucher bisher seine Altersvorsorge bei einem leistungsstarken Anbieter abgeschlossen. "Mir macht es zunehmend Sorge, dass sich die Verbraucher vor Abschluss nicht ausreichend über die Anbieter informieren", sagt Manfred Poweleit, Herausgeber des map-Reports. Auch gesetzliche Vorgaben, die Kunden über Abschluss- und Verwaltungskosten aufzuklären, gingen am Kern des Problems vorbei.

Unter den besten Versicherern rangieren die Allianz, Debeka und R + V mit relevanten Marktanteilen. Andere Große wie Generali, AachenMünchener oder Ergo Leben (Hamburg-Mannheimer) erreichen im Rating nur 59 bis 50 Punkte, was guten Leistungen entspricht, aber nur die drittbeste und vorletzte Kategorie in der Bewertung ist.

Angesichts der schlechten Rahmenbedingungen kommt aber den nachhaltigen Leistungen des Versicherers besondere Bedeutung zu. Denn niedrige Zinsen, schwaches Neugeschäft und viele vorzeitige Kündigungen belasten die Branche. "Die Nettorendite der Kapitalanlagen der Versicherer ist 2009 innerhalb eines Jahres von 5,57 auf 5,32 Prozent gesunken", sagt Poweleit. Für die Kunden bleibt noch weniger übrig. Die durchschnittliche Überschussbeteiligung beträgt damit nur noch 4,22 Prozent des 2010 angesparten Kapitals. So wenig wie nie zuvor. Vor einigen Jahren waren es im Schnitt noch 7,4 Prozent.

Ursache dieser Entwicklung ist die weltweit von Notenbanken praktizierte Niedrigzinspolitik, um die Konjunktur anzukurbeln und die Staatsverschuldung beherrschbar zu machen. "Die Bürger leiden doppelt unter der Staatsverschuldung", sagt Poweleit. "Durch hohe Tilgungslasten in der Zukunft wie auch durch stark rückläufige Zinsgewinne in der privaten Altersvorsorge."

Das zeigt sich auch an den gesunkenen Ablaufleistungen, die Versicherte am Ende ihres Vertrages ausbezahlt bekommen. Mit 13 Prozent weniger Geld müssen Kunden rechnen, wenn sie jetzt bei Allianz oder Debeka eine Police abschließen - im Vergleich zu Kunden, die das bereits vor 20 Jahren gemacht haben und ihre Versicherung in diesem Jahr ausbezahlt bekommen. Dem Vergleich liegt jeweils der Modellfall eines 30 Jahre alten Kunden zugrunde, der 20 Jahre lang jährlich je 1200 Euro in die Versicherung einzahlt.

Das map-Rating will die Leistungen der Versicherer langfristig beurteilen. Dafür muss eine Gesellschaft mindestens 30 Jahre am Markt sein und alle erforderlichen Daten der vergangenen zwölf Jahre vorlegen. "So können wir langfristige Durchschnittswerte bilden", sagt Poweleit. Insgesamt werden 18 Kennzahlen analysiert, die in drei Gruppen zusammengefasst sind: Bilanzkennzahlen, Servicekennzahlen und Vertragskennzahlen. Dazu gehören die Nettorendite aus Kapitalanlegen, Rücklagen für schlechte Zeiten, die Verwaltungskostenquote, Beschwerdequoten und die tatsächlichen Ablaufleistungen aus Lebensversicherungen. Für einen hervorragenden Lebensversicherer hat Poweleit eine einfache Formel: "Er sollte viel Geld am Kapitalmarkt verdienen, mit dem Geld der Kunden sparsam umgehen und den Kunden anständig behandeln."

Der Experte sieht zwar die Probleme der Lebensversicherung, "doch an privater Altersvorsorge kommen die Menschen nicht vorbei", sagt Poweleit. Die wesentlichen Alternativen Investmentfonds und Immobilien seien auch nicht in überragender Verfassung. Dagegen spricht sich die Verbraucherzentrale Hamburg gegen Kapitallebensversicherungen als Altersvorsorge aus. "Die Hälfte aller Kunden halten nicht bis zum Ende der Laufzeit durch und machen mit diesen Produkten bei vorzeitiger Kündigung Verluste", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Policen seien zu unflexibel und mit zu hohen Kosten belastet. Im vergangenen Jahr wurden Lebensversicherungen im Wert von fast 14 Milliarden Euro gekündigt. "Besser ist es, Risikovorsorge und Sparvorgang zu trennen", sagt Castelló.

Angesichts der schwierigen Lage bemühen sich die Versicherer, weiter bei den Kosten zu sparen. So sind Verwaltungskostenquote und Abschlusskostenquote gesunken. "Doch ein wirklicher Ausweg ist das nicht, um die gesunkenen Erträge aus Kapitalanlagen auszugleichen. So liegen die Verwaltungskosten für die Branche bei rund zwei Milliarden Euro, die Erträge aus den Kapitalanlagen aber bei 39 Milliarden Euro. Eine Ersparnis bei den Kosten von selbst zehn Prozent würde den Versicherern unterm Strich nicht wirklich viel bringen.