Ein Verstoß gegen den Tarifvertrag? Bei der Drogeriemarktkette Schlecker ist nach Gewerkschaftsangaben ein Streit um Überstunden entbrannt.

Ehingen. Der Marktführer Schlecker zahle den Beschäftigten seit diesem Monat keine Überstunden mehr aus und verstoße damit gegen den Tarifvertrag , sagte ein Sprecher von Ver.di am Wochenende. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" . In der Schlecker-Konzernzentrale in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Dem Bericht zufolge erfuhren die Beschäftigten auf ihrer Gehaltsabrechnung, dass ihre Überstunden nicht wie sonst ausbezahlt, sondern in ein Mehrarbeitsdepot überführt würden. "Da fast alle Schlecker-Mitarbeiter nur teilzeitbeschäftigt sind, sind sie besonders auf das Geld angewiesen", sagte der Ver.di-Beauftragte Achim Neumann. Die Überstunden seien bundesweit und ohne Vorankündigung oder Begründung nicht ausbezahlt worden.

"Die Mitarbeiter waren überrascht und empört", berichtete Neumann. Bis zu diesem Monat seien die Stunden ausbezahlt und nur auf Wunsch der Mitarbeiter in Freizeit abgegolten worden. Betroffen von den Änderungen seien rund 32.000 Schlecker-Angestellte. Offenbar wolle das Unternehmen Personalkosten einsparen, vermutet Neumann. Dieses Verhalten führe jedoch zu dem neuen Problem, dass durch den Abbau von Überstunden Personal in den Filialen fehle.

Ver.di will nun versuchen, eine Einigung mit dem Unternehmen zu erzielen. "Wir ermutigen die Betriebsräte , ihre Mitbestimmungsrechte wahrzunehmen", sagte Neumann. Die Gewerkschaft verlangt von Schlecker, die nicht gezahlten Gelder im Nachhinein auszubezahlen.

Erst Anfang Juni war ein Streit um Dumpinglöhne und Kündigungen bei Schlecker beigelegt worden: Das Unternehmen und die Gewerkschaft Ver.di verständigten sich auf eine umfassende Regelung für die Beschäftigten. Diese sieht vor, dass die Mitarbeiter nach dem Einzelhandelstarif Baden-Württemberg bezahlt werden.

Das Unternehmen hatte zuvor mit Dumping-Stundenlöhnen von 6,50 Euro für Negativ-Meldungen gesorgt. Der Ecklohn soll nun rund 12,30 Euro betragen. Das Unternehmen soll Mitarbeiter im Zuge der Schließung von kleinen AS-Märkten entlassen und über eine Zeitarbeitsfirma in den neuen XL-Märkten zu Löhnen von 6,50 Euro wieder eingestellt haben.