Größter Quartalsgewinn seit sechs Jahren trotz hoher Verluste bei Opel und Vauxhall

Detroit. Nach einem guten halben Jahr hört Ed Whitacre als Konzernchef von General Motors (GM) auf. Er übergebe den Posten zum 1. September an das Verwaltungsratsmitglied Daniel Akerson, kündigte der 68-Jährige überraschend an. Bis zum Ende des Jahres wird Whitacre noch dem Verwaltungsrat vorstehen und damit die Geschicke des Konzerns überwachen. "Der Zeitpunkt für mich, zurückzutreten, ist goldrichtig", sagte Whitacre. Er hatte Ende vergangenen Jahres Fritz Henderson entmachtet und schaffte es binnen weniger Monate, GM nach der Beinahepleite Mitte 2009 wieder auf Kurs zu bringen. Im ersten Halbjahr verdiente das über Jahre verlustreiche Unternehmen unterm Strich schon wieder 2,2 Milliarden Dollar.

"Der Übergang wird absolut geräuschlos verlaufen", sagte Whitacre. Nachfolger Akerson, 61, sitzt seit vergangenem Sommer im Verwaltungsrat. Sein Berufsleben hatte er bis dato in der Finanzwirtschaft und - wie Whitacre - in der Telekombranche verbracht. Er machte klar, dass er den Kurs seines Vorgängers beibehalten wird: "Wir teilen die gleichen Auffassungen."

Der Rücktritt kommt zu einer Zeit, in der der kriselnde Autobauer offenbar wieder Tritt gefasst hat. Die Opel-Mutter, die vor einem Jahr in die Insolvenz ging und nun verstaatlicht ist, wies gestern für das zweite Vierteljahr mit 1,3 Milliarden Dollar netto seinen größten Quartalsgewinn seit sechs Jahren aus. Nach einer Rosskur mit Fabrikschließungen und dem Abbau Tausender Arbeitsplätze war das Unternehmen schon im ersten Quartal mit einem Plus von 865 Millionen Dollar wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.

US-Autobauer plant den Börsengang im November

Der Umsatz stieg dank wieder anziehender Geschäfte in Nordamerika um 5,4 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Die positive Entwicklung dürfte auch die Börsenpläne des Konzerns fördern. Informierten Kreisen zufolge plant GM, bis Ende November wieder an den Kapitalmarkt zurückzukehren. Bereits für heute wird erwartet, dass der US-Autobauer die Unterlagen für den eventuell bis zu 20 Milliarden Dollar schweren Börsengang bei den Aufsichtsbehörden einreicht. Es wäre einer der größten Börsengänge aller Zeiten.

Opel und Schwestermarke Vauxhall mit 123,8 Millionen Euro Verlust

Sorgen macht dem Konzern das Europageschäft. Die deutsche Marke Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall verloren im Quartal operativ 160 Millionen Dollar (rund 123,8 Millionen Euro). Der Gesamtverlust im ersten Halbjahr summiere sich damit auf 637 Millionen Dollar. Wie im Heimatmarkt USA, wo der Marktanteil von 16,5 auf 15,1 Prozent sank, entschieden sich auch in Deutschland im Zuge der anhaltenden Debatten um Staatshilfen zur Rettung des Autobauers immer weniger Autokäufer für einen Opel. Insgesamt verkaufte GM in Europa im ersten Halbjahr 608 000 Fahrzeuge, nach 645 000 im Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil fiel von 9,1 Prozent auf nun 8,6 Prozent.