Ein Gutachten im Gaspedalskandal belegt, dass die Fahrer häufig gar nicht versuchten zu bremsen

New York. US-Verkehrsminister Ray LaHood hält sich mit Kommentaren derzeit vornehm zurück. Das war zum Jahresanfang noch ganz anders. Damals machte LaHood die Katastrophe für Toyota erst perfekt, als er vor laufenden Kameras sagte: "Wenn irgendjemand solch ein Auto besitzt: nicht mehr fahren." Der japanische Autohersteller befand sich zu dem Zeitpunkt bereits mitten in der größten Rückholaktion seiner Geschichte. Weltweit beorderte Toyota mehr als acht Millionen Fahrzeuge wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten in die Werkstatt. Nicht zuletzt LaHood hegte außerdem den Verdacht, dass die Elektronik der betroffenen Wagen Mängel aufweisen könnte.

In 35 von 58 untersuchten Fällen traten die Fahrer nicht auf die Bremse

Doch dieser Vorwurf hat sich nach wochenlangen Untersuchungen der US-Verkehrssicherheitsbehörde nicht bestätigt. Die Forscher schauten sich 71 Unfälle an, bei denen seit dem Jahr 2000 insgesamt 89 Menschen starben. 58 Unfalldatenschreiber wurden bisher ausgewertet. Tatsächlich dürften in den meisten Fällen die Fahrer selbst schuld an den Unfällen gewesen sein. Sie traten in 35 der untersuchten Fälle überhaupt nicht auf die Bremse. In anderen Fällen nur halbherzig oder viel zu spät. Die Unfallursachen ließ die Behörde offen.

Das Ergebnis dürfte eine neue Diskussion über die Fahrkünste der Amerikaner aufflammen lassen. Während der Rückrufaktion von Toyota schrieb der Autoexperte Tom Vanderbilt in einem Blog, dass die größte Gefahr auf der Straße immer noch der Fahrer selbst sei. Er zitierte dafür aus einem Bericht der Verkehrssicherheitsbehörde, demzufolge innerhalb von zehn Jahren 21 110 Menschen in einem Toyota starben. In fast allen Fällen wären Fahrfehler die Ursache gewesen.

Nasa soll nun Störungen in der Elektronik untersuchen

Die Studienergebnisse haben Toyotas Position in den anstehenden Gerichtsverhandlungen gestärkt. Dabei geht es vor allem um die Höhe des Schadenersatzes an die Unfallopfer und Hinterbliebenen. Sicher kann sich Toyota dennoch nicht fühlen. Denn die National Academy of Sciences und die Raumfahrtbehörde Nasa sollen nun prüfen, ob etwa elektromagnetische Felder die Elektronik beeinflusst haben.

Toyota arbeitet derweil hart daran, seinen ramponierten Ruf wieder aufzupolieren. Selbst kleine Probleme werden frühzeitig kommuniziert. Zudem hat das Unternehmen zahlreiche neue Ingenieure für die Qualitätssicherung eingestellt. Zwischen April und Juli gab es mit einem Gewinn von 2,2 Milliarden Dollar immerhin wieder eine Erfolgsmeldung - im Vorjahr war das Ergebnis auch wegen der Rezession negativ.