Plattform im Golf von Mexiko war offenbar schlecht gewartet

London. Der Ölkonzern BP hat eine neue Zwischenbilanz bei der Ölpest im Golf von Mexiko gezogen. Die Kosten für die Bewältigung der Katastrophe beliefen sich bisher auf 6,1 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro), teilte das Unternehmen gestern mit. Das Geld sei für den Kampf gegen das austretende Öl sowie für Hilfen an die Betroffenen ausgegeben worden. Der Konzern hatte vor Kurzem mitgeteilt, er rechne mit Belastungen in Höhe von insgesamt 32,2 Milliarden Dollar durch die Katastrophe im Golf von Mexiko.

Allein im zweiten Quartal wies das Unternehmen einen Verlust von 16,9 Milliarden Dollar aus, den höchsten in der britischen Wirtschaftsgeschichte. Der Konzern will in den kommenden anderthalb Jahren Vermögen im Wert von rund 30 Milliarden Dollar verkaufen, um die Kosten tragen zu können.

BP war es am vergangenen Freitag gelungen, mehr als 15 Wochen nach der Explosion der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" das Bohrloch von oben mit Zement zu verschließen. Zuvor waren rund 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko ausgelaufen. Es ist der größte Ölunfall der Geschichte.

Einem Medienbericht zufolge soll BP in der Vergangenheit öfter Wartungsarbeiten an der mittlerweile gesunkenen Ölplattform "Deepwater Horizon" verschleppt haben. Die britische "Sunday Times" berichtete, eine interne BP-Überprüfung habe ergeben, dass 390 Wartungsarbeiten nicht rechtzeitig erledigt worden seien. Zudem seien die Sicherheitspläne nicht in Ordnung gewesen. BP wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Plattform war im April explodiert und gesunken und löste die verheerende Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aus. Der Plattformmitbetreiber Transocean teilte mit, dass die Plattform wenige Tage vor dem Unglück von einer dritten Partei begutachtet worden sei. Dabei seien keine Probleme festgestellt worden.

Unterdessen hat BP mit der letzten Phase der Ölquellenreparatur im Golf von Mexiko begonnen. Die bereits seit mehr als drei Monate laufende Entlastungsbohrung werde voraussichtlich am kommenden Sonntag ihr Ziel erreichen, teilte das britische Unternehmen gestern mit. Damit soll das von oben bereits versiegelte Bohrloch zusätzlich auch von unten abgedichtet werden. Das Leck, aus dem seit Ende April insgesamt rund 660 000 Tonnen Öl ins Meer geströmt waren, wäre dann endgültig verschlossen.

Die Entlastungsbohrung hat laut BP mittlerweile eine Tiefe von 5458 Metern im Meeresboden erreicht und ist nur noch wenige Meter von dem Steigrohr dort entfernt. Durch den Kanal will BP ebenfalls Zement in den äußeren Ring um das 18 Zentimeter dicke Rohr herum pumpen. Damit soll verhindert werden, dass Öl aus möglichen kleinen Lecks in der Nähe des Ölreservoirs von außen an der Leitung nach oben drängen kann.