Konzernchef Döpfner kritisiert öffentlich-rechtliche Medien

Hamburg. Das Medienhaus Axel Springer, in dem auch das Abendblatt erscheint, geht aus der Wirtschaftskrise mit einem deutlich erhöhten Halbjahresgewinn hervor. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den ersten sechs Monaten 2010 um 61 Prozent auf 261,2 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs um 8,7 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro.

"Das Printgeschäft ist erheblich stabiler, als wir während der Krise dachten, und das Geschäft mit den digitalen Medien wird erheblich schneller profitabel, als wir angenommen haben", sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner gestern bei der Präsentation der Zahlen. "Wir stehen vor einer Neubewertung des Mediensektors, der in den vergangenen Jahren zu negativ gesehen wurde. Das Mediengeschäft ist hoch attraktiv." Döpfner erhöhte zum zweiten Mal innerhalb der vergangenen drei Monate die Gewinnprognose. Er stellte in Aussicht, dass Axel Springer in diesem Jahr an den Rekordgewinn des Jahres 2008 von seinerzeit rund 486 Millionen Euro anknüpft: "Wir haben gute Chancen, das zu schaffen."

Ein wesentlicher Wachstumstreiber für das Medienunternehmen ist das digitale Geschäft. Dessen Ausbau treibt Döpfner seit Jahren voran, bei den Onlineportalen der Springer-Printmedien wie "Bild", "Welt" oder Abendblatt ebenso wie mittlerweile auch mit speziell zugeschnittenen Angeboten für mobile Lesegeräte, etwa iPhone und iPad. "Unsere digitalen Aktivitäten bleiben der wichtigste Wachstumsmotor des Unternehmens und erwirtschaften eine zweistellige Rendite", sagte Döpfner.

Vor diesem Hintergrund kritisierte der Konzernchef erneut die Vorgehensweise der öffentlich-rechtlichen Medien unter dem Dach von ARD und ZDF. Diese wollen ihre digitalen Informationsangebote weiter deutlich ausbauen. Sie tun dies in Konkurrenz zu den privatwirtschaftlichen Medienunternehmen, finanzieren die Expansion jedoch mit Rundfunk- und Fernsehgebühren. "Es kann nicht sein, dass die öffentlich-rechtlichen Medien diesen wichtigen Wachstumsmarkt mit Angeboten wie digitalen Zeitungen besetzen. Die privaten Wettbewerber haben die Ressource der Zwangsgebühren nicht. Insofern sprengt das Vorgehen von ARD und ZDF den bisherigen Ordnungsrahmen", sagte Döpfner.

Erfolgreich verläuft aus seiner Sicht die schrittweise Einführung von bezahlpflichtigen Inhalten in den digitalen Medien. "Die Bezahlinhalte sind noch lange kein Selbstläufer, es bleibt an diesem Markt noch viel zu tun, um eine kritische Masse aufzubauen", sagte Döpfner. "Die Nutzer sind seit eineinhalb Jahrzehnten daran gewöhnt, Inhalte im Internet kostenlos zu lesen und zu sehen. Die Einführung mobiler Lesegeräte bietet uns aber die große Chance, diese Gewohnheiten zu ändern und deutlich zu machen, dass man für teuer recherchierte Inhalte im Netz ebenso bezahlen muss wie in Printmedien."