Hamburg. Der Aufschwung in der Hamburger Wirtschaft hat im zweiten Quartal dieses Jahres nochmals an Fahrt gewonnen. Sowohl in den Geschäftserwartungen als auch bei den Investitions- oder Personalplanungen überwiegen positive Einschätzungen bei Firmen. Da Wachstum aber meistens mit Bankkrediten finanziert werden muss, hat die Hamburger Handelskammer 600 Unternehmen in der Stadt gefragt, ob sie leicht an Darlehen kommen. Das Fazit ist, dass die meisten Firmen in der Stadt in der Mehrheit zwar keine Kreditklemme spüren, sie müssen jedoch bei einer Finanzierungsanfrage damit rechnen, dass die Banken höhere Sicherheiten verlangen und die Bearbeitung des Antrags länger dauert. Auch die Dokumentationspflichten im Zusammenhang mit dem Kreditantrag wurden wegen der Wirtschaftskrise immer umfangreicher. "Diese Schwierigkeiten könnten durch die angestrebte Regulierung des Finanzmarktes noch zunehmen", sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz.

Im Detail sehen vier von fünf der befragten Unternehmen die Zugangsmöglichkeiten zu Fremdkapital entspannt. Allerdings gaben immerhin 19,2 Prozent an, dass sie Schwierigkeiten hätten, an Geld zu kommen. Eine Vergleichszahl aus dem Vorjahr gibt es laut Kammer nicht, da diese Frage jetzt erstmals behandelt wurde. Verbesserungen gab es aber bei den Finanzierungskonditionen. Während bei einer entsprechenden Umfrage im vierten Quartal 2009 noch drei Prozent der Befragten berichteten, dass ihr Kreditantrag abgelehnt wurde, sind es jetzt nur noch 2,3 Prozent. 2009 sprachen 33 Prozent von verschlechterten Konditionen, im zweiten Quartal 2010 sind es nur noch 15,5 Prozent.

Frauen werden bei Kreditvergabe durch Banken benachteiligt

Frauen haben laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) als Geschäftskundinnen bei Banken sogar geringere Chancen auf einen Kredit und erhalten zudem oft schlechtere Konditionen als Männer. Allerdings könnten Frauen beispielsweise im Internet diese traditionelle Diskriminierung überwinden. Weltweit seien inzwischen Dutzende Online-Kreditplattformen entstanden, die zusammen ein Volumen von etwa einer Milliarde Dollar bewegen, wie die DIW-Finanzexpertin Nataliya Barasinska erläuterte. Und hier hätten Frauen sogar bessere Karten als Männer. Besonders stark sei dieser Effekt bei höheren Summen jenseits von 10 000 Euro.