Sicherheitsbehörden in arabischen Ländern und in Indien fordern Zugriff auf privaten E-Mail-Verkehr

Hamburg. Politiker wie US-Präsident Barack Obama nutzen ihn, Milliardäre wie Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen und auch zahlreiche Banker und Sportstars: Der Blackberry ist für Millionen Nutzer zu einem unverzichtbaren Kommunikationsgerät geworden. Sie alle schätzen an dem Smartphone, dass es im Gegensatz zu Konkurrenten wie dem iPhone eine Art eingebauten Sicherheitsmechanismus bietet. Daten werden auf speziellen Servern so verschlüsselt, dass es für jeden Unbefugten quasi unmöglich wird, der Kommunikation mit dem Gerät zu folgen.

Doch genau diese eingebaute Privatsphäre muss Blackberry-Hersteller RIM nun offenbar auf Druck mehrerer arabischer Staaten und Indiens aufweichen. Die Sicherheitsbehörden der Länder bemängeln, dass sie nicht einmal im Fall terroristischer Aktivitäten Zugriff auf die Blackberry-Daten haben. Die Vereinigten Arabischen Emirate drohen sogar mit einer Sperrung des Kommunikationsdienstes. Ein großes Problem für den kanadischen Hersteller, der sich im Kampf um die aufstrebenden Märkte im Osten massiver Konkurrenz ausgesetzt sieht.

In Indien hat RIM nun angeboten, technische Codes für geschäftliche E-Mail-Dienste für die Sicherheitsbehörden zu öffnen und binnen 15 Tagen Zugang zu allen Kunden-E-Mails zu gewähren. Zudem will das Unternehmen Programme entwickeln, mit denen Chats überwacht werden können, wie die indische Zeitung "Economic Times" berichtet. Auch in Kuwait ist RIM unter dem Druck der Sicherheitsbehörden offenbar zu Zugeständnissen bereit. Der Konzern soll zugesagt haben, den Zugriff auf 3000 Pornowebsites vom Blackberry aus zu unterbinden.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten schwelt der Konflikt zwischen den Kanadiern und den Sicherheitsbehörden hingegen weiter. Der Golfstaat droht damit, den Messenger genannten E-Mail-Dienst am 11. Oktober abzuschalten, wenn die Behörden bis dahin nicht den Zugriff auf die verschickten Inhalte erhalten. Ein Schritt, der auch deutsche Firmen, die in dem Golfstaat operieren, treffen würde. "Das Tagesgeschäft würde belastet", sagte Dalia Abu Samra-Rohte, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer. "Man ist dann nicht mehr jederzeit erreichbar." In den Emiraten sind rund 600 deutsche Unternehmen tätig, darunter Großkonzerne wie Siemens und Daimler sowie Baufirmen wie Bilfinger Berger und Hochtief.

Die USA kritisierten die Ankündigung des Golfstaates. "Wir halten dies für einen gefährlichen Präzedenzfall", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Die Blackberry-Dienste seien ein "wichtiges Element der Demokratie, der Menschenrechte, der Informationsfreiheit und des Informationsflusses im 21. Jahrhundert", betonte der Sprecher. "Man sollte Gesellschaften für diese neuen Technologien öffnen, die den Menschen mehr Macht ermöglichen, und nicht nach Gelegenheiten suchen, wie man bestimmte Techniken einschränken kann."