Verbraucherschützer befürchten große Nachteile für Kunden

Brüssel/Berlin. Wer seine Kontonummer bisher noch im Schlaf aufsagen konnte, muss sich schon bald an eine deutlich längere Zahlenkombination gewöhnen. Bankkunden in Europa sollen spätestens von 2013 an für alle Überweisungen - auch im Inland - ihre internationale Kontonummer (IBAN) nutzen. Die EU-Kommission will im Herbst einen entsprechenden Vorschlag für ein gesetzliches Ultimatum vorlegen, sagte gestern eine Kommissionssprecherin. Für Lastschriften soll der neue Standard schon ab 2012 gelten.

Deutsche Banken fordern bis zu fünf Jahre Übergangszeit

Gegen diesen Zeitplan gibt es massive Vorbehalte der deutschen Kreditwirtschaft. Denn die Einführung der neuen Kontonummer mit 22 Stellen wird von der Bedeutung und den Auswirkungen her mit der Euro-Einführung verglichen. "Wir fordern eine lange Übergangszeit von drei bis fünf Jahren, in dem auch das bisherige Verfahren von den Kunden noch genutzt werden kann", sagt ein Sprecher des Bundesverbandes der deutschen Banken dem Abendblatt. Wenn die Einführung tatsächlich schon am 1. Januar 2012 erfolgt, hält der Verband fünf Jahre für angemessen. "Die Umstellung sollte kundenfreundlich und mit längeren Übergangszeiten erfolgen", verlangt auch Michaela Roth, Sprecherin des Sparkassenverbandes. Der bisherige Terminfahrplan der EU-Verordnung sei völlig unrealistisch.

Verbraucherschützer befürchten massive Probleme mit der neuen Kontonummer. "Viele werden sich die langen Zahlenreihen nicht merken können", meint Hjördis Christiansen von der Hamburger Verbraucherzentrale. Schlimmer aber sei, dass künftig auf Überweisungen nicht mehr die Namen der Empfänger stehen werden. "Wird nur eine Ziffer der Kontonummer des Empfängers falsch angegeben, landet das Geld auf einem falschen Konto. Es wird dann schwer sein, das Geld wieder zurückzuholen." Christiansen fordert deshalb, die Namen von Empfängern und Absendern weiterhin in Worten hinzuzufügen. "Andernfalls geht die neue Vorschrift zulasten der Kunden."

Die IBAN beginnt mit zwei Buchstaben, die das Land kennzeichnen, in Deutschland also mit DE, dann folgen zwei Prüfziffern. Es schließt sich die bisherige Bankleitzahl (acht Stellen) an. Darauf folgt die bisherige Kontonummer (zehn Stellen). Insgesamt ergeben sich so 22 Stellen für die neue Kontonummer. Bei Überweisungen ins Ausland sind die internationalen Nummern schon heute Pflicht.