Gericht verurteilt Ex-Chef von Freenet zu Zahlung von 75 000 Euro und Finanzchef zu 120 000 Euro

Hamburg. Er hat sein Unternehmen in nur drei Jahren zur Nummer zwei auf dem deutschen Markt gemacht, hat in nur einem Quartal im Jahr 2008 sogar einen sagenhaften Gewinnsprung von 1400 Prozent erzielt. Doch das ist heute nur noch Vergangenheit. Eckhard Spoerr, mit dem Mobilfunkanbieter Freenet einstiger Shootingstar in der Hamburger Wirtschaft, ist tief gefallen. Nach Bekanntwerden von Insidergeschäften musste er schon Anfang 2009 sein Vorstandsbüro räumen. Seit gestern hat er Verbindlichkeiten in Höhe von 75 000 Euro. Diesen Betrag hat das Oberlandesgericht Hamburg als Strafsumme festgelegt. Sein ehemaliger Finanzchef Axel Krieger muss in der gleichen Angelegenheit 120 000 Euro bezahlen.

Beide Manager gelten wegen Insiderhandels als vorbestraft

Bei einem ersten Verfahren 2009 vor dem Landgericht Hamburg war die Summe mit 300 000 für Spoerr und 150 000 Euro für Krieger noch höher ausgefallen. Doch dagegen waren beide vor den Bundesgerichtshof gezogen. Sie bekamen dort zwar teilweise recht, aber der Schuldspruch blieb auch gestern erhalten. Beide gelten nun als vorbestraft. Denn das ist man schon von einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen an.

Die Strafhöhe wurde gestern wie im ersten Prozess auf Basis von 300 Tagessätzen errechnet. Weil beide Manager heute in anderen wirtschaftlichen Verhältnissen leben als im Jahr 2009, reduzierte sich der Tagesbetrag, der mit dem Faktor 300 multipliziert wird. Beide Verurteilte können allerdings innerhalb einer Woche nochmals in die Revision gehen.

Einen Teilerfolg hatte das Duo auch beim sogenannten Verfall von Vermögensvorteilen. Unter diesem juristischen Begriff versteckt sich die Möglichkeit des Staates, bei Kriminellen so viel Geld einzuziehen, wie sie mit ihren Taten verdient haben. Im ersten Verfahren hatte das Gericht bei Spoerr noch den Verfall über gut 705 000 Euro angeordnet, bei Krieger über knapp 700 000 Euro. Nun werden bei Spoerr nur noch 327 000 Euro abgeschöpft, bei Krieger 324 000 Euro. "Mit der Anordnung des Verfalls hat die Kammer den gesamten Vorteil abgeschöpft, den die Angeklagten aus der verbotenen Transaktion gezogen hatten", sagte Gerichtssprecher Janko Büßer.

Beide Manager haben jeweils mehr als 60 000 Freenet-Aktien verkauft

Die Manager haben laut dem Richterspruch im Juli 2004 jeweils mehr als 60 000 Freenet-Aktien in mehreren Tranchen verkauft. Mit ihrem Sonderwissen über die negative geschäftliche Entwicklung des Unternehmens hätten sie aber damit gerechnet, "dass nach Veröffentlichung der Geschäftsdaten für das zweite Quartal 2004 der Aktienkurs erheblich nachgeben werde". Dies geschah dann auch.

Der ehemalige Erfolgsmensch Spoerr muss sich nun nicht nur mit Gerichten beschäftigen, sondern auch beruflich kleinere Brötchen backen. Vor ein paar Tagen beklagte der ehemalige Topverdiener, dass er von einer Schweizer Uhrenfabrik jetzt nur noch monatlich umgerechnet 5200 Euro Gehalt erhalte. Auch auf seine Vergütung als Aufsichtsratsvorsitzender bei Conergy muss er verzichten. Das Mandat hat er vor wenigen Tagen aus "persönlichen Gründen" niedergelegt. Krieger ist offiziell zwar noch Finanzvorstand bei Freenet, hat aber bereits angekündigt, dass er seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde.