Die Folgen für durchgefallene Banken und Verbraucher. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen

Hamburg. Der Stresstest sollte das Vertrauen der Banken untereinander und in der Öffentlichkeit stärken. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Stresstest?

Ein Stresstest untersucht anhand bestimmter Szenarien, ob eine Bank auch dann überlebensfähig ist, wenn sich die Märkte sehr negativ entwickeln oder die Konjunktur einbricht. Die Banken müssen dann berechnen, wie sich unter solchen schlechteren Bedingungen ihre Bilanzen verändern. Wichtigster Punkt: Bleibt das Eigenkapital hoch genug, um auch nach einer Krise die Mindestanforderungen zu erfüllen? Solche Stresstests können von nationalen Behörden durchgeführt werden. In diesem Fall wurde der Stresstest von der europäischen Aufsichtsbehörde CEBS für 91 Banken in Europa, darunter 14 deutsche, organisiert.

Warum müssen die Banken diese Prüfung absolvieren?

Mit der Schuldenkrise der Euro-Staaten litt erneut das Vertrauen der Banken untereinander. So hatten vor allem spanische und griechische Banken Probleme, sich zu refinanzieren. Der Stresstest und seine Veröffentlichung soll die Unsicherheit beseitigen und das Vertrauen in der Branche wieder erhöhen. Denn mit Unsicherheit können Finanzmärkte nicht gut leben.

Was passiert mit den sieben Banken, die durch den Stresstest gefallen sind?

Diese Banken bekommen einen Rettungs- und Restrukturierungsplan. Die Institute müssen zusätzliches haftendes Eigenkapital aufnehmen. "Das Problem ist, dass es diesen Instituten am schwersten fallen wird, sich frisches Geld zu besorgen", sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke. Hilfe wird es dann von einem nationalen Bankenrettungsfonds geben. Auch die EU hatte signalisiert, Not leidende Banken nicht im Regen stehen zu lassen. Im Extremfall werden also auch wieder die Steuerzahler für die Löcher bei den Banken aufkommen.

Welche Auswirkungen hat der Stresstest für die Verbraucher?

"Die Verbraucher müssen sich nicht durch diese Ergebnisse oder Interpretationen verunsichern lassen, denn es gibt ein umfangreiches Einlagensicherungssystem in Deutschland", sagt Gerke. Auch Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gibt nicht viel auf den Test - wenn auch aus anderen Gründen. "Ich glaube nicht, dass Verbraucher daraus ableiten können, wie sicher ihr Geld bei der Bank tatsächlich ist." Er rät, sich bei Einlagen auf die gesetzliche Mindestsicherung von 50 000 Euro pro Bank zu beschränken. Wer mehr anzulegen hat, sollte das Geld auf mehrere Banken verteilen oder auf Bundesanleihen ausweichen. "Sicherungshöhen von mehreren Millionen Euro pro Kunde haben eher eine psychologische Wirkung als ein ökonomisches Fundament", sagt Nauhauser. "Außerdem sollte ohnehin nicht das ganze Geld in Sparanlagen gesteckt werden, sondern auch in Sachwerte wie Aktien oder Immobilien."

Welche Erfahrungen gibt es bisher mit Stresstests?

Die USA haben frühzeitig auf die Bankenkrise reagiert und unterzogen ihre großen Institute schon im Mai 2009 einem Stresstest. Simuliert wurde, wie sich die Kapitalausstattung bei einem Konjunktureinbruch verschlechtert. Die Bedingungen galten als moderat. Doch zehn der 19 Institute fielen durch und mussten sich 75 Milliarden Dollar neues Kapital besorgen. Die Ergebnisse des Stresstests wurden am Markt positiv aufgenommen, da mit einem doppelt so hohen Kapitalbedarf gerechnet worden war. Deutsche Versicherer werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) regelmäßig einem Stresstest unterzogen. Die Ergebnisse bleiben aber geheim.