Bankenverband sieht Konjunkturbelebung. DAX und Euro im Plus

Berlin. Volle Auftragsbücher, florierende Produktion und weniger Arbeitslose beflügeln in Deutschland den Optimismus. Die Konjunktur hat nach Einschätzung des Bankenverbands kräftig angezogen. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich gegenwärtig in hochsommerlicher Verfassung", sagte Geschäftsführer Manfred Weber gestern in Berlin. Vor allem das zweite Quartal habe einen kräftigen Wachstumsschub gebracht.

Positive Einzelhandelsumsätze beflügeln die Börse

Auch an den Börsen machte sich gestern positive Stimmung breit. Der deutsche Leitindex DAX legte kräftig zu, nachdem positive Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen in den Euro-Ländern vorgelegt wurden. Ebenso stiegen die Auftragseingänge der Industrie im Juni. "Die Daten signalisieren eine anhaltend robuste Konjunkturerholung in der Euro-Zone und vor allem in Deutschland", sagte ein Händler. In der Folge profitierte auch der Euro von den guten Nachrichten und kletterte gestern über die Marke von 1,29 Dollar.

Dennoch warnt der Bankenverband vor zu großem Optimismus. Die Stimmungsindikatoren für die Weltwirtschaft und für Deutschland lassen insgesamt eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik in den kommenden Monaten erwarten. "Mit dem Auslaufen der Konjunkturprogramme und des Lageraufbauzyklus werden zwei zentrale Antriebskräfte des globalen Wirtschaftswachstums an Bedeutung verlieren", heißt es. Für Deutschland und den Euro-Raum komme als Belastungsfaktor die europäische Staatsschuldenkrise hinzu. Nach Berechnungen der Banker liegt das Wirtschaftswachstum 2011 bei 1,5 Prozent, nach 2,0 Prozent in diesem Jahr.

Befürchtungen, dass die Weltwirtschaft wieder in eine Rezession zurückfällt, hält der Verband aus heutiger Sicht aber für überzogen. Die Lage im Unternehmenssektor habe sich weltweit verbessert, und die Stimmungsindikatoren lägen nach wie vor auf einem guten Niveau. Außerdem bleibe die Geldpolitik im Euro-Raum, ebenso wie in den USA, noch für längere Zeit expansiv.

Der Verband verwahrte sich gegen Forderungen beispielsweise aus Frankreich, Länder mit hohen Leistungsbilanzüberschüssen müssten ihre Binnennachfrage beleben. Der hohe Außenhandelssaldo sei kein Ergebnis wirtschaftspolitischer Eingriffe, sondern beruhe in erster Linie auf unternehmerischen Anstrengungen.

Binnennachfrage in Deutschland muss gestärkt werden

Gleichwohl hält der Verband es für die Stabilität von Vorteil, die hohe Exportabhängigkeit zu reduzieren und die Binnennachfrage zu stärken. Dies funktioniere aber nicht über Lohnerhöhungen. "Eine nachhaltige Stärkung der Binnennachfrage ist in Deutschland nach wie vor nur über bessere Rahmenbedingungen für Investitionen sowie den weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit möglich", so der Verband.