Fremdkunden müssen für das Abheben an Geldautomaten gut fünf Euro zahlen. Die Kosten sollen aber nur bei 75 Cent liegen

Hamburg. Für eine Vereinbarung zwischen den deutschen Banken und dem britischen Geldautomatennetzwerk über die gegenseitige Nutzung von Geldautomaten dürfte sich bald das Bundeskartellamt interessieren. Denn mitten in der Diskussion, wie teuer die Nutzung eines Geldautomaten sein darf, begnügt sich die deutsche Kreditwirtschaft mit 75 Cent, wenn ein Engländer an einem deutschen Automaten Geld zieht. Das geht aus einem Vertrag hervor, den der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), ein Dachverband der deutschen Banken, mit dem britischen Geldautomatennetzwerk geschlossen hat und der dem Abendblatt vorliegt.

Der Preis gilt auch umgekehrt für deutsche Banken, wenn ihre Kunden britische Geldautomaten nutzen. Das zeigt, welch gutes Geschäft die Banken damit machen, denn von ihren Kunden verlangen sie im Schnitt 5,64 Euro, wenn sie einen fremden Geldautomaten nutzen, wie eine Studie der FMH-Finanzberatung ergab. Bei der Hamburger Sparkasse sind es zum Beispiel 1,25 Prozent des abgehobenen Betrags, mindestens fünf Euro.

56 000 Geldautomaten bundesweit - und ein Dschungel von Gebühren

Die Nutzung der 56 000 Geldautomaten unterliegt in Deutschland einem komplizierten Gebührensystem, das jetzt vom Bundeskartellamt untersucht wird. Einerseits berechnen sich die Banken untereinander Gebühren, wenn Kunden fremder Institute ihre Geldautomaten nutzen. Manche Institute müssen bis zu 20 Euro bezahlen, wenn ihre Kunden eine solche Dienstleistung in Anspruch nehmen. Damit die Kunden den Überblick nicht verlieren, müssen die Banken einen Betrag festlegen, den die Kunden bei Nutzung eines fremden Geldautomaten zahlen müssen. Bei Commerzbank, Deutscher Bank und Postbank sind das zum Beispiel knapp sechs Euro.

Seit Anfang dieses Jahres fordern Verbraucherschützer deutlich niedrige Gebühren am Geldautomaten. Das Bundeskartellamt hat Vorermittlungen aufgenommen und einen von der Branche vorgeschlagenen Höchstpreis von fünf Euro als zu hoch abgelehnt. Bis Mitte August muss der ZKA einen neuen Vorschlag unterbreiten. Die Wettbewerbshüter bemängelten, dass keine Begründung für das geplante Kundenentgelt gegeben wurde. Mit dem jetzt geschlossenen Vertrag geraten die Banken weiter in die Defensive.

"Die Interbankentgelte, die in diesem Zusammenhang für grenzüberschreitende Transaktionen erhoben werden, sind keine kostenbasierten, betriebswirtschaftlich berechneten Entgelte, sondern strategische Investitionen", sagt ZKA-Sprecher Stefan Marotzke. Es handele sich in diesem Fall um subventionierte Transaktionen, die man sich lediglich leisten könne, weil die Zahl der Engländer, die deutsche Geldautomaten nutzen, gering sei.

Verbraucherschützer verlangen Maximalgebühr von zwei Euro

Für die Verbraucherschützer ist der Vertrag lediglich ein weiterer Beleg dafür, "dass die tatsächlichen Kosten zwischen 60 und 75 Cent liegen", so Anabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Eine Maximalgebühr von zwei Euro reicht deshalb völlig aus, und sie muss jetzt auch schnell durchgesetzt werden."