Wieder mussten Passagiere wegen Hitze Zug verlassen

Hamburg. Im Zusammenhang mit dem Ausfall von Klimaanlagen in zahlreichen ICE-Zügen hat Bahnchef Rüdiger Grube das Krisenmanagement einzelner Mitarbeiter kritisiert. Zugleich sicherte er laut einem "Spiegel"-Bericht Nachbesserungen bei der Technik zu, damit diese auch extremen Wetterlagen standhält. Grube sagte, er verwahre sich gegen eine "pauschale Verunglimpfung des Zugpersonals". Er räumte aber Fehler ein. Für derartige Krisenfälle gebe es klare Richtlinien, wie das Zugpersonal reagieren müsse. Dazu gehört demnach, den Wagen schnellstmöglich zum Stillstand zu bringen und zu versuchen, die Klimaanlage wieder in Gang zu bekommen oder einen Ersatzzug zu organisieren. "Leider hat das in den bekannten Fällen ein paar Mal nicht geklappt. Hier müssen wir besser werden - keine Frage", sagte Grube. Kritik übte er aber auch an den Herstellern. Jede der bislang von der Industrie ausgelieferten Baureihen hätte "ihre Macken gehabt".

Seit vergangener Woche waren bei sommerlicher Hitze in einigen Fernzügen die Klimaanlagen teils oder komplett ausgefallen, weshalb einige Waggons sogar geräumt werden mussten. In einem drastischen Fall waren mehrere Fahrgäste kollabiert und mussten ärztlich versorgt werden. Problematisch ist die Lage vor allem in 44 älteren Zügen der ICE-2-Flotte, die nur für Temperaturen bis 32 Grad ausgelegt sind.

Klimaanlagen sind laut Grube technisch noch nicht ausgereizt

Laut Grube gibt es technische Möglichkeiten, den begrenzten Temperaturbereich der Klimaanlagen weiter auszureizen. Die Fahrzeuge, aber auch das Netz und die elektronische Leit- und Sicherheitstechnik müssten an die veränderte Wetterlage angepasst werden, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Geprüft werde zudem, ob die Klimaanlagen in die bevorstehende Generalüberholung der ICE-2-Flotte mit einbezogen werden.

Verbraucherministerin Aigner spricht von "Salamitaktik" der Bahn

Verbraucherministerin Ilse Aigner forderte die Bahnspitze auf, die Probleme jetzt schnell in den Griff zu bekommen, aber auch die Informationspolitik zu verbessern. "Das war Salamitaktik und kein Krisenmanagement", sagte sie der "Bild am Sonntag". Anfangs sei von zwei, drei betroffenen Zügen die Rede gewesen, inzwischen sei klar, "dass es sich um ein generelles Problem handelt". Nach der Pannenserie soll morgen auf einem Krisengipfel nach Lösungen gesucht werden. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer kommt mit Bahnvertretern zusammen.

Ramsauer sieht die Ursachen für die Mängel bei der Bahn in den Sparzwängen des Konzerns wegen des vor Jahren geplanten Börsengangs. "Für dieses politische Ziel haben der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn und sein Aufsichtsratsvorsitzender Werner Müller die Bilanz der Braut fürs Börsenparkett geschmückt", sagte Ramsauer dem "Focus". Dies habe einen Sparzwang zur Folge gehabt, "um betriebswirtschaftliche Zahlen zu erzeugen".

Am Freitagabend mussten wegen der Hitze rund 200 Passagiere einen Regionalexpress vorübergehend verlassen, der laut Bahn auf offener Strecke zwischen Hanau und Offenbach stoppen musste.