Hamburger Gericht verhandelt derzeit über seine Strafe wegen Insiderhandels. Aktionärsvertreter hatten Entlassung gefordert

Hamburg. Axel Krieger, seit elf Jahren Finanzchef bei der Telekommunikationsfirma Freenet, will seinen Ende Dezember auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das bestätigte Freenet-Sprecher Andreas Neumann dem Abendblatt.

"Herr Krieger hat diese persönliche Entscheidung so rechtzeitig mitgeteilt, dass wir ohne Zeitdruck einen Nachfolger suchen können", sagte Neumann. Einen Zusammenhang mit dem derzeit laufenden Prozess gegen Krieger und den früheren Freenet-Vorstandschef Eckhard Spoerr gebe es nicht. Die beiden Manager waren 2009 wegen Insiderhandels zu Geldstrafen à 300 Tagessätzen verurteilt worden - in Spoerrs Fall waren das 300 000 Euro, für Krieger 150 000 Euro. Im Revisionsprozess bestätigte der Bundesgerichtshof zwar den Schuldspruch, entschied aber, das Strafmaß sei zu hoch. Deshalb stehen Krieger und Spoerr seit dem 5. Juli erneut vor dem Landgericht Hamburg, wo die Strafen neu berechnet werden. Einem Gerichtssprecher zufolge soll das Urteil am 27. Juli fallen. Beträgt die Geldstrafe dann mehr als 90 Tagessätze, würden beide Angeklagten als vorbestraft gelten. Auf der Freenet-Hauptversammlung Anfang Juli war der Vorstand wegen der Personalie Krieger heftig kritisiert worden. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment hatte gefordert, den Finanzchef wegen des anhängigen Verfahrens zu entlassen. Er geht jetzt davon aus, dass man sich dem Druck der Investoren gebeugt hat. "Das ist ein sehr gutes Zeichen für Freenet", sagte Speich dem Abendblatt.

Auch Kriegers langjähriger Vertrauter Spoerr spürt Gegenwind. Er hatte Freenet Anfang 2009 verlassen. Der "Welt" sagte er jüngst, es gehe ihm finanziell nicht gut - er verdiene umgerechnet 5200 Euro monatlich in einer Schweizer Uhrenfabrik. Möglicherweise droht ihm zudem der Verlust seines Postens als Aufsichtsratschef beim Hamburger Solarunternehmen Conergy. Einige Anleger haben gegen Spoerrs Wiederwahl bei der ursprünglich für Mai geplanten Hauptversammlung protestiert. Wegen Finanzproblemen ist dieser Termin einem Conergy-Sprecher zufolge aber auf unbestimmte Zeit verschoben.