Chinesischer Hersteller liefert die Module und kassiert 50 Prozent des Auftragswertes

Hamburg. Das neue Solarprojekt der Hansestadt, das 3000 Haushalte mit Strom versorgen soll, hat eine Diskussion um die Beteiligung deutscher Unternehmen entfacht. Der Grund: Die Solarmodule kommen vom chinesischen Hersteller Suntech Power, der damit rund 50 Prozent des Investitionsvolumens von 25 Millionen Euro kassieren kann. Das bestätigte der städtische Versorger Hamburg Energie, der das Solarprojekt errichtet, dem Abendblatt. Dabei wird in einem Organigramm der Eindruck erweckt, dass nur das deutsche Unternehmen Solarhybrid und Hamburger Fachhandelspartner die Fotovoltaikanlagen liefern werden. Schon für ihre Solaranlage in Georgswerder hatte Hamburg Energie die Module von Suntech Power bezogen.

"Wer Hamburgs Ökobilanz stärken will, sollte dies nicht über ein China-Exporthilfe-Programm tun", sagt Conergy-Sprecher Alexander Leinhos. Das Unternehmen ist der größte Solararbeitgeber der Stadt und der einzige Hersteller der Welt, der alle für eine Solaranlage nötigen Komponenten komplett in Deutschland entwickelt und produziert. Auch Conergy hatte sich um den Auftrag beworben, setzte sich aber nicht durch. Der Ärger sitzt tief. Leinhos: "Schließlich wählen wir auch keinen Bürgermeister aus Fernost, nur weil dieser ein paar Cent billiger ist."

Der erzeugte Solarstrom wird über eine Umlage der Stromkunden gefördert. Allein 2009 bezahlten die Kunden dafür mindestens 14 Milliarden Euro. Dafür, so die Kritiker, sollen wenigstens deutsche Firmen von den Investitionen in die Solarenergie profitieren.

Kritik kommt auch aus den Reihen der Regierungskoalition. "Wir haben zur Kenntnis genommen, dass ein Teil der in Hamburg geplanten Solarmodule auch von Herstellern aus China geliefert werden könnte", sagt Jenny Weggen, Umwelt- und Energiepolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion. "Ob das unumgänglich ist, muss genau geprüft werden."

Doch die Würfel sind längst gefallen. Dabei erweckte Hamburg Energie bei der Vorstellung des Projekts noch den Eindruck, eine Ausschreibung werde es erst noch geben. Gemessen am Auftragswert ist ein solches Verfahren nicht vorgeschrieben. "Wir wollten dennoch das bestmögliche Ergebnis für unsere Kunden erzielen", sagt Hamburg-Energie-Sprecher Carsten Roth. Deshalb seien Angebote bei verschiedenen Firmen eingeholt worden. "Wir haben uns bei der Auswahl vom Preis-Leistungsverhältnis leiten lassen." Der Aufbau der Solaranlagen werde mit Hamburger Firmen abgewickelt.

Unterdessen droht Conergy über den entgangenen Auftrag hinaus neuer Ärger, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der US-Finanzinvestor York Capital soll von einer Bank Kredite des Unternehmens aufgekauft haben. Insgesamt ist Conergy mit 330 Millionen Euro verschuldet. Bei solchen Transaktionen wird deutlich weniger gezahlt als der ursprüngliche Kredit beträgt. Denn die Bank ist froh, dass sie den Kredit nicht länger in ihren Büchern hat. Finanzkreise gehen davon aus, dass der US-Investor die Schulden in Eigenkapital umwandelt und so zu einem strategischen Investor werden könnte. Bisher ist die Commerzbank Conergys größter Aktionär.