Versicherungsbereich betriebliche Altersvorsorge wird verlagert nach München und Frankfurt

Hamburg. Der schon seit Jahren schrumpfende Versicherungsstandort Hamburg bekommt einen weiteren Dämpfer. Das Unternehmen Generali, das seit 2009 mit der Hamburger Volksfürsorge fusioniert ist, will den Bereich Betriebliche Altersvorsorge von der Hansestadt an den Generali-Standort Frankfurt verlagern. Zwar sind laut einem Generali-Sprecher nur rund 50 der insgesamt 1250 Stellen des Versicherers in Hamburg betroffen, "aber damit verliert die Stadt Kompetenzen und Entscheidungsträger", sagt Berthold Bose, Versicherungsexperte der Gewerkschaft Ver.di dem Abendblatt. Am Donnerstag werden die Pläne auch Thema auf einer Betriebsversammlung des Unternehmens in Hamburg sein.

Auch andere Versicherer bauen Personal ab oder gehen ganz weg

Generali ist kein Einzelfall. Schon 2006 hat der Talanx-Konzern seine Hamburger Tochter Aspecta mit damals 420 Mitarbeitern nach Hannover umgesiedelt. In diesem Jahr wird zudem die Traditionsmarke Hamburg-Mannheimer vom Markt verschwinden. Das Unternehmen wird im Ergo-Konzern aufgehen. Unterm Strich bedeutet auch dies einen Personalabbau. Ergo will bundesweit 1800 Stellen streichen.

"Hamburg ist es in den vergangenen Jahren nicht mehr gelungen, als Versicherungsstandort attraktiv zu bleiben", kritisiert Bose. Die Folge sei, dass bei Entscheidungsträgern der Branche nicht mehr die Hansestadt als wichtiger Standort gelte, sondern immer öfter die Städte München, Frankfurt oder Köln. "Das sehen auch die Banken so", sagt Bose. Auch deshalb habe der Finanzsektor, zu dem neben Geldhäusern auch Versicherungen zählen, seit 2005 etwa 5000 Arbeitsplätze in der Hansestadt abgebaut. Dazu gehörten auch schon Jobs bei Generali. Das Unternehmen hat bereits 2008 angekündigt, dass es 500 Stellen in der Hansestadt streichen, verlagern oder ausgliedern will. Zwar gibt es bei dem Versicherer ein Kündigungsschutzabkommen bis Ende 2012, aber was danach kommt, ist noch ungewiss.

Allianz prüft neue Standorte in Hamburg - also doch kein Umzug?

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es hingegen für die rund 1000 Mitarbeiter der Allianz, die von Hamburg nach Oststeinbek umgesiedelt werden sollen. Der Allianz-Vorstand hat die Entscheidung darüber nach Informationen des Abendblatts erst einmal verschoben. Es könne noch Wochen dauern, ehe es zu einer Entscheidung komme, bestätigte eine Allianz-Sprecherin.

Nach Protesten in Hamburg gegen die geplante Verlagerung und der Gründung einer Bürgerinitiative in Oststeinbek gegen den benötigten Büroneubau prüft das Unternehmen nun weitere Alternativen in der Hansestadt. Unter anderem ist das ehemalige Esso-Gebäude in der City Nord im Fokus. Die Miethöhe soll mit den Preisen in Oststeinbek konkurrenzfähig sein, sodass die Allianz auch ohne Weggang aus Hamburg Kosten sparen könnte. "Für die Hansestadt wäre es blamabel, wenn sie ausgerechnet den deutschen Marktführer im Versicherungsgeschäft verlieren würde", so ein Insider zum Abendblatt.